Leser der Heilbronner Stimme erhalten Einblick in vielfältige Aufgaben der Berufsfeuerwehr – Taucher suchen nach Scheibenwischersystem
Das erste große Staunen lässt nur wenige Minuten auf sich warten. Als Feuerwehrsprecher Jürgen Vogt (47) beim Stimme-Lesersommer bei der Heilbronner Berufsfeuerwehr mit Bildern die Ausrüstung bei einem Brandeinsatz erklärt, bleibt die Zahl 45 Kilogramm im Gedächtnis haften. So viel wiegt eine komplette Montur samt Kleidung, Stiefeln, Werkzeug und Atemluftflasche auf dem Rücken.
Tief in die vielschichtigen Aufgaben der Wehr dringen 25 Leser bei der gut zweistündigen Führung ein. Wie sich das Material der Helme von Leder, Messing und Stahl zu Kunststoff gewandelt hat, dass in Zukunft ein langes „Halligan-Tool“ aus den USA (siehe Foto) das bisherige Feuerwehrbeil ablösen könnte, sind für viele Neuigkeiten.
An einem breiten Fenster erhalten die Leser Einblicke in die Integrierte Rettungsleitstelle, bei der im Jahr etwa 63000 Notrufe eingehen. Mitarbeiter von Feuerwehr und Rettungsdienst sind hier im Dauereinsatz, um die Meldungen zu erfassen und rasch Rettungswagen zu Unfallorten zu dirigieren. Immer wieder blinken rote Gesprächslampen. „Es gehen hier dauernd Anrufe ein“, erklärt Vogt.
Beeindruckend ist der Gang durch die lange Schlauchwerkstatt. Nach jedem Einsatz müssen die Schläuche hier in einer wannenartigen Anlage mit Wasser gespült, auf ihre Dichtigkeit geprüft werden und dann im Schlauchturm drei, vier Tage trocknen. Der Schlauchvorrat ist groß. 2306 Stück liegen in Heilbronn bereit – eine Strecke von 36,1 Kilometern könnte man damit in ausgerolltem Zustand überbrücken.
Eine kleine Mutprobe an der Rutschstange in die Tiefe gefällig? Einige probieren den kürzesten Weg der Einsatzkräfte im Alarmfall zu den Fahrzeugen aus. 60 Stück stehen der Heilbronner Feuerwehr zur Verfügung, darunter auch Spezialfahrzeuge wie der umgebaute Einsatzleitbus oder der Gerätewagen Wasserrettung. Sechs Taucher können sich hier startklar machen, Anzüge, Flossen, Atemluftflaschen liegen bereit. An einer Skizze erklärt Lehrtaucher Tim Rocksien das „Scheibenwischer-Suchsystem“ der Taucher unter Wasser.
Die Fahrt im Drehleiterkorb bis in 30 Meter Höhe ist für die Teilnehmer der krönende Abschluss. Die Reise mit der fantastischen Aussicht auf Heilbronn und das Neckartal war für die Fleinerin Waltraud Leitz „ein Traum“. Sie findet es klasse, dass sie diese Besonderheit „ohne einen Notfall“ erleben durfte. Auch Amadeus (10) aus Ittlingen hebt nach der Höhentour den Daumen. Mutter Cornelia Köhler ist von der Fülle der Aufgaben der Feuerwehr und der Technik angetan.
„Da stehen an Technik und Fahrzeugen schon Millionenwerte“, bilanziert der Neckarwestheimer Wolfgang Cubasch. Dafür, dass die Feuerwehrkräfte im Ernstfall „ihr Leben einsetzen“, würden sie mit 2000 bis 3000 Euro brutto wie Polizisten auch „viel zu schlecht bezahlt“, findet Cubasch.