Alle vier Jahre gibt es Samstagsunterricht für die Schüler der Grundschule im Weinsberger Ortsteil Grantschen. Der Grund: Die Weinsberger Feuerwehr probt den Ernstfall. „Wir wollen die Kinder angstfrei an die Arbeit der Feuerwehr heranführen“, sagt der Weinsberger Kommandant Lajosch Miklosch. „Deshalb führen wir in den Schulen Übungen durch.“
Personenrettung ist die aktuelle Aufgabe, das heißt, die Evakuierung von 48 Schülern und ihren Lehrern aus drei Klassenzimmern. Die Rauchmaschine bläst heftige Rauchschwaden ins Schulgebäude hinein. Gleich wird vor Ort der Notruf abgehört, der über die Leitstelle erfolgt ist. „Mehrere Personen vermisst“, ertönt es aus dem Funkgerät des Grantschener Kommandanten Michael Kalosnikow.
Versteckt Die zusätzliche Aufgabe heißt für die Floriansjünger, versteckte mannsgroße Puppen im Gebäude zu finden. Dazu werden Atemschutzgeräte gebraucht. Die Abteilungen von Grantschen und Wimmental sind unterwegs, fünf Fahrzeuge sind im Einsatz. Mit Blaulicht fährt auch das Einsatzfahrzeug aus Weinsberg mit der großen Drehleiter in den Schulhof. Die ersten Zuschauer treffen ein. Rauch vernebelt den Fluchtweg durch das Treppenhaus. Deshalb werden die Kinder aus dem Fenster des Klassenzimmers in den Korb der Drehleiter gehoben und per Hydraulik nach unten auf den Schulhof befördert, wo sie der Gruppenleiter sicher in Empfang nimmt.
„Es war ein komisches Gefühl“, meint anschließend Bellana aus der dritten Klasse. Viertklässlerin Larissa berichtet über das Erlebnis: „Ich zittere noch.“
Auf der anderen Seite des Schulgebäudes ist das Treppenhaus ebenfalls durch Rauchschwaden aus der Maschine blockiert. Hier kommt die Steckleiter zum Einsatz. Von den Feuerwehrmännern und mit einem Seil gesichert, steigen die Kinder auf den Sprossen der Leiter aus dem Fenster des ersten Stocks.
Emre aus der zweiten Klasse macht die Übung zum ersten Mal mit. „Es war aufregend“ meint er in sicherer Entfernung zum Geschehen. Bei den Schülergruppen steht auch Jean-Philippe Butzelaar als Notfallseelsorger, um eventuell die Kinder zu beruhigen oder für Gespräche da zu sein. Seit einem Jahr versieht der Weinsberger diesen Dienst bei der Ökumenischen Notfallseelsorge im Stadt- und Landkreis Heilbronn.
Gefunden Die Übung läuft nach Plan. „Die Vermissten sind gefunden, die Schule ist geräumt“, heißt die abschließende Meldung an den Einsatzleiter Michael Kalosnikow nach 28 Minuten. „Es lief alles sehr gut“, sagt der Kommandant. Schulleiterin Martina Stark lässt anschließend ihre Kinder über das Ereignis erzählen. Ein Film über die Feuerwehr beschließt den außergewöhnlichen Samstagsunterricht.
Bild: Feuerwehrmänner „retten“ Schüler und Lehrer aus der Grundschule. Einmal in vier Jahren gibt es die Übung im Samstagsunterricht. (Foto: Margit Stöhr-Michalsky)