Die Kritik des Brackenheimer Ex-Kommandanten Harald Zeyer an Führungspersonen im Kreisfeuerwehrverband hat hohe Wellen geschlagen. In den Feuerwehren und auch im Internetforum der Heilbronner Stimme wird das Thema heftig und kontrovers diskutiert. Rolf Muth sprach mit dem Chef des Kreisfeuerwehrverbandes Heilbronn, Reinhold Gall.
Herr Gall, spricht Harald Zeyer den Feuerwehrleuten aus der Seele oder zieht er sie in den Schmutz?
Reinhold Gall: Die gegenwärtige Situation, angestoßen durch den ehemaligen Kommandanten von Brackenheim, tragen schon dazu bei, dass erheblicher Diskussionsbedarf bei den Feuerwehren entsteht. Dienlich ist das insgesamt dem Feuerwehrwesen nicht. In vielen Bereichen war die Kritik nicht berechtigt. Gleichwohl wird sich der Verband der Diskussion stellen.
Nach außen stellt sich der Kreisfeuerwehrverband als geschlossene Truppe dar. Jetzt sieht man, dass doch Sand im Getriebe ist.
Gall: Der Feuerwehrverband mit Wehren aus Stadt und Landkreis Heilbronn hat mehr als 7000 Mitglieder. Da kann nicht alles wie geschmiert laufen. Aber wir haben die Meinungsverschiedenheiten in den zurückliegenden Jahren konstruktiv ausgetragen.
Haben Ihre Vorgänger Fehler gemacht, die Sie auszubaden haben?
Gall: Jeder Mensch, der eine Funktion, ein Ehrenamt ausführt, macht auch mal Fehler. Aber: Der Kreisfeuerwehrverband hat in Baden-Württemberg viele Impulse gesetzt. Seit der Gründung vor 60 Jahren darf der Verband stolz auf die Arbeit seiner Funktionäre zurückblicken.
Offenbar wurde auf der Feuerwehrhomepage wegen zu starker Kritik das Meinungsforum wieder abgeschafft. Ist Kritik an der Feuerwehrführungsriege verpönt?
Gall: Überhaupt nicht. Ich sage ausdrücklich, auch ein Feuerwehrverband, die Feuerwehren selbst sind demokratische Einrichtungen. Ich lege großen Wert darauf, dass auch Kritik erlaubt ist. Sie sollte aber so angelegt sein, dass die, die man kritisiert, die Chance haben, sich zur Wehr zu setzen.
Feuerwehrkameraden aus dem Kreis vermissen feuerwehrtechnische Kompetenz beim Kreisbrandmeister. Haben diese Aktiven Recht?
Gall: Wir werden im Vorfeld der Neubestellung des Kreisbrandmeisters (Herbst 2010 im Kreistag/Anm.d.Red.) mit den Kommandanten darüber reden. Da können diese Vorhaltungen auf den Tisch gebracht und diskutiert, vielleicht auch widerlegt werden.
Harald Zeyer kritisiert die Klassenbildung in der Wehr. Sind für Sie alle Feuerwehrkameraden gleich?
Gall: Nein. Feuerwehren untereinander, selbst in der eigenen Organisationseinheit, sind nie gleich. Ich glaube, die Stärke der Feuerwehren macht gerade die Vielfalt aus, die wir zeigen können. Die örtlichen Feuerwehren sind aufgestellt und ausgerüstet nach den örtlichen Bedürfnissen. Immer wieder kann es aber vorkommen, dass wir Schadenslagen haben, wo die einzelne Wehr fachlich oder wegen fehlender technischer Ausrüstung überfordert ist und wir uns dann unterstützen.
Jeder kann alles. Es gibt nicht die Spezialisten und nicht die Laien. Ist das realistisch?
Gall: Der einzelne Feuerwehrmann, die einzelne Feuerwehrfrau muss in der Breite mehr können als es in der Vergangenheit der Fall war. Die Herausforderungen sind wesentlich umfänglicher als vor 40 Jahren. Wir bilden heute viel intensiver aus, in der Brandbekämpfung, in technischer Hilfeleistung, Abwehr von Umweltgefährdungen, und, und, und. Gleichwohl werden wir immer wieder mit dem, was der Einzelne kann, an Grenzen stoßen.
Hinter vorgehaltener Hand sind viele Feuerwehrleute froh, wenn in heiklen Angelegenheiten doch der erfahrene Profi hilft. Vorwiegend bei technischen Hilfeleistungen. Ich denke an schwere Verkehrsunfälle.
Gall: Die Feuerwehren im Landkreis Heilbronn sind alle freiwillig unterwegs. Und dennoch arbeiten wir professionell. Es gibt aber immer wieder Einsätze, das sage ich auch als Führungskraft in einer Feuerwehr, wo ich froh bin, das ich auf Kompetenz zurückgreifen kann, die ich selbst nicht habe.
Bild 1: Reinhold Gall. Foto KFV
Bild 2: Für die Allgemeinheit immer im Einsatz: Feuerwehrleute genießen aufgrund ihres Engagements hohe Wertschätzung in der Bevölkerung. Foto: dpa