Trotz aller Wiederholungen kann sich die Feuerwehr keine falsch verstandene Routine erlauben. 34-mal waren die Floriansjünger im vergangenen Jahr im Einsatz, berichtete der wiedergewählte Kommandant Bernd Kircher. Ob in rauchiger Enge in einem Holzspansilo oder bei einer Brandstiftung auf einer Wiese, ob qualmende Mülleimer, kollabierte Pferde oder Flughilfe für einen Jungbussard: die Einsätze sind vielfältig.
Dies betonte Bürgermeister Patrick Holl bei der Hauptversammlung der Beilsteiner Wehr am Samstagabend. „Das Spektrum wird zunehmend anspruchsvoller, die Anforderungen an Mensch und Technik immer vielfältiger.“ Die Rettung einer verletzten Person bei einem Verkehrsunfall kann sich zu einer kniffligen Angelegenheit entwickeln. „Durch die modernen Wegfahrsperren sind die Autotüren fest verschlossen und nur mit Gewalt zu öffnen“, so Kircher. Umso wichtiger sind die Übungen, betonte der stellvertretende Kommandant Rainer Heidinger. Mit 1500 Stunden wurde beinahe doppelt so oft geübt wie Zeit bei Einsätzen verbracht. Fundierte Kenntnisse und abgespielte Abläufe bei Einsätzen seien nur durch regelmäßige Übungen zu erlangen, betonte Heidinger, der monierte, dass die Übungsbeteiligung teilweise zu wünschen übrig lasse. „Jeder muss sein Gerät zu jeder Tages- und Nachtzeit beherrschen.“
Um die richtige Taktik anzuwenden und das Material clever einzusetzen, sei auch mal Knobelarbeit und Hirnschmalz nötig. Im Ernstfall spare dies viel Zeit, ebenso wie die Straßennamen in den Teilorten zu kennen und zu wissen, wo man mit dem großen Tanklöschfahrzeug nicht durchkommt. „Das ist wie eine moderne Schnitzeljagd.“
Um die „Faszination Feuerwehr“, wie es die stellvertretende Kommandantin Rebecca Bernet ausdrückte, früh zu vermitteln, gehe man schon in die Schulen und Kindergärten. Auch beim Feuerwehrfest, das dieses Jahr vom 16. bis 18. Mai stattfindet, zeige man, dass bei der Feuerwehr neben Technik und Einsatzbereitschaft auch Kameradschaft und Geselligkeit eine große Rolle spielen.
Die Mitgliederwerbung steht deshalb an vorderster Stelle, trotz des Höchststandes von 65 Aktiven in der Einsatzabteilung, davon drei Frauen. Von den elf Neuzugängen stammen vier aus der eigenen Jugendfeuerwehr, berichtete Jugendfeuerwehrwart Matthias Bernet.
Kircher hofft auf weiteren Aufschwung. „Statt seine Zeit im Fitnessstudio zu verbringen, lieber zur Feuerwehr“, ist sein Slogan. Auch die erfahrenen Kameraden möchte Kircher nicht missen, so der Kommandant zu den „Abwerbeversuchen“ durch Günter Wanner, den Leiter der Altersabteilung: „Wir wollen die über 45-Jährigen in der Einsatzabteilung halten. Ihr habt viel Wissen und Können, wir brauchen euch!“
Zu den Einsätzen zählten auch das Bewachen der Wahlurnen nach der Gemeinderatswahl, sieben Falschmeldungen wie „Burg brennt“ – die auch zeitaufwendig sein können, wenn der fälschlicherweise anschlagende Brandmelder wie im Haus der Kinderkirche nicht gleich gefunden werden kann . Aber auch die Sicherheitswache beim Bottwartalmarathon. „Das Absichern der Strecke gehört eigentlich nicht zu den Aufgaben der Feuerwehr, da bitte ich die Verantwortlichen, über bessere Lösungen, beispielsweise eine andere Streckenführung, nachzudenken“, stellte Kircher diese zeitraubende Aufgabe allerdings infrage.
Bild: Reiner Siegele erhielt vom Kommandanten Bernd Kircher das Ehrenkreuz in Silber verliehen. Dietmar Keppler wurde nach 34 Jahren verabschiedet (von links). (Foto: Frank Wittmer)