Es ist 8.58 Uhr: Die Sirene geht los, wird von einer Ansage unterbrochen: „Achtung, bewahren Sie Ruhe und gehen Sie schnellstmöglich und geordnet zur Versammlungsfläche vor die Sporthalle.“ So die Lage am Samstag in der Leintalschule Schwaigern. Natürlich bricht jetzt keine Panik aus, denn erstens sind nur rund 40 Schüler und Lehrer vor Ort, und zweitens ist es eine Übung der Feuerwehr. „Hier hat sich baulich viel getan, deswegen ist es wichtig für uns, die räumliche Orientierung auf den neuesten Stand zu bringen“, erläutert Kommandant Jürgen Kachel die Hintergründe.
Eine samstägliche Übung in einer Schule − als an diesem Tag noch Unterricht war, war das kein Problem. „Viele Jahre haben es die Schulen dann kategorisch abgelehnt, an einem Samstag für uns bereitzustehen, aber das klappt jetzt wieder besser“, freut sich Pressesprecher Volker Lang. Die Leintalschule hat es den Kindern und Jugendlichen freigestellt, ob sie heute erscheinen. „Wir sind schon ein bisschen stolz darauf, dass so viele gekommen sind“, meint Rektor Manfred Litz.
Schulsanitäter Das Szenario: Eine Verpuffung im Chemiesaal, wodurch ein Brand ausbricht, der das ganze Treppenhaus verraucht, so dass die Schüler diesen Fluchtweg nicht mehr nehmen können. Luisa (15) und Lara (14) sind ebenfalls vor Ort, nicht als Opfer, sondern in ihrer Rolle als Schulsanitäter. „Ein bisschen aufgeregt sind wir schon. Normalerweise sind wir ja auch wesentlich mehr“, gibt Lara zu. Das Vorhandensein eines Schulsanitätsdienst, der mithelfen kann, ist für Kachel die erste wichtige Erkenntnis des Tages. Aber auch der Bauzaun hinter der Schule erfordert zusätzliche Handgriffe und eventuell einen neuen Fluchtplan.
Punkt neun Uhr fangen die Alarmierungsgeräte der Feuerwehrleute an zu piepsen. Nur acht Minuten später trifft das erste Fahrzeug ein, eine Minute später bereits der zweite Zug. Eine vorbildliche Zeit. „Die Vorgabe lautet: Zehn Minuten nach Alarmierung mit dem ersten Fahrzeug am Einsatzort zu sein, nach 15 Minuten mit dem zweiten“, erläutert Volker Lang.
In Windeseile stehen die ersten beiden Leitern. Einsatzkräfte eilen hoch, befestigen Jugendliche mit dem Seil zur Sicherung, und dann geht es gemeinsam in Ruhe wieder nach unten. Für Erik ist das nichts Neues. Der 13-Jährige ist bei der Jugendfeuerwehr. „Weil ich später, wenn ich groß bin, auch mal Menschen retten will“, begründet er das. Anna dagegen ist ganz normale Schülerin. „Es war schon ein komisches Gefühl, aber ich war sicher“, meint die Elfjährige.
Erstversorgung Inzwischen ist auch die Drehleiter aus Eppingen vor Ort und beginnt mit der Rettung vom Dach. Atemschutzträger holen die beiden bei der Verpuffung stark verletzten Jugendlichen in den Schulhof. Die Erstversorgung läuft. Über Funk ist plötzlich zu hören, dass sich im Keller beim Blockheizkraftwerk Handwerker befinden müssen. Eine Extra-Aufgabe für die Atemschutzträger, die sich nun, mit Taschenlampen ausgestattet, in die Dunkelheit wagen. Auch hier werden Verletzte geborgen, aber diesmal sind es Puppen. Kurz nach 10 Uhr ist der ganze Spuk vorbei.
Die Aufräumarbeiten können beginnen. Kachel ist sehr zufrieden. „Es war eine Übung ins Blaue hinein, ohne große Absprachen, damit es realistischer ist“, erklärt der Kommandant. Zusammenarbeit und Abläufe hätten gut geklappt. Im Echtfall mit Hunderten Schülern wären allerdings wesentlich mehr Personal und auch Wasser vom Freibad und aus dem Leinbach notwendig, stellt er fest.
Fotos: Feuerwehr Schwaigern