… auch das ist Feuerwehrarbeit …
Pfusch am Bau? In Neckargartach rätselt man, weshalb ein gutes halbes Jahr nach der Einweihung der Neckarhalle in den Sommerferien die Handwerker zurückkehrten und eine neue Saaldecke einzogen. Das Hochbauamt spricht sich frei von jeglicher Schuld.
Groß war die Freude, als nach nur vier Monaten Bauzeit der Umbau der Neckarhalle Ende 2002 gefeiert wurde. Als bei jenem bunten Abend Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach das gelungene Werk würdigte, war der Bauverwaltung bekannt, dass die Neckarhalle dank der 1,74 Millionen Euro-Investition zwar vom spröden Charme der späten 60er Jahre befreit wurde, aber dennoch ein Gefahrenpotential unter dem Flachdach schlummert.
Bei der Bauabnahme hatten Experten der Heilbronner Berufsfeuerwehr und Mitarbeiter des Baurechtsamtes festgestellt, dass die zwischen Hallendecke und Isolierung liegende Folie hoch entflammbar ist. Diese Folie stammte aus den 60er Jahren und diente als Rieselschutz, damit aus der Dämmung keine Partikel nach unten in den Saal und auf die Bühne fallen.
Angesichts der bevorstehenden und bereits geplanten Einweihungsfeier waren Feuerwehr und Baurechtsamt damit einverstanden, die Holzdecke zunächst so zu belassen, forderten allerdings den Austausch der Folie binnen eines Jahres.
Beim städtischen Hochbauamt fiel man angesichts der Diagnose aus allen Wolken. Doch ebenso schnell hatte man sich wieder gefangen. „Wir haben ein völlig reines Gewissen“, wehrt Dirk Vogel sämtliche Vorwürfe ab. Die Decke und die Erneuerung der Rieselfolie, betont der Leiter des Hochbauamtes, „waren nicht Bestandteil der vom Gemeinderat gewollten Sanierung“.
Nach dem Einweihungstrubel fasste man beim Hochbauamt den Plan, die Folie in diesem Jahr zu erneuern. Doch die Maßnahme fiel dem Rotstift zum Opfer.
Parallel dazu wurde versucht, von der Ein-Jahres-Forderung der Brandexperten wegzukommen. Man wollte bei einer später notwendigen Sanierung des Flachdaches die Folien-Erneuerung miterledigen.
Die Materialprüfungsanstalt machte diesem Ansinnen jedoch einen Strich durch die Rechnung. Vogel: „Die eingehende Analyse ergab, dass ab einer bestimmten Temperatur die Folie schmilzt. Die Folge wäre gewesen, dass brennende und nur schwer löschbare Tropfen durch die offene Decke nach unten in den Saal geträufelt wären.“
Danach fiel die Entscheidung: sofort handeln. In einem Gewaltakt wurde in den Sommerferien die gesamte alte offene Decke abmontiert und die Folie entfernt. Anschließend wurde eine brandsichere Folie eingezogen und eine geschlossene Decke über dem Saal und der Bühne montiert. Bezahlen muss die Stadt dafür knapp 82 000 Euro. Finanziert wurde dieser Betrag aus dem Topf „Umbau Neckarhalle“. Die Schlussabrechnung hatte ergeben, dass noch Geld übrig war.
Pikantes Detail am Rande: Bei einer Baustellen-Besichtigung im vergangenen Jahr hatte Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach spontan angeregt, die alte Decke hell zu streichen, um einen freundlicheren Charakter in die Halle zu bekommen. Eine Entscheidung, an der das Hochbauamt schwer schluckte, zumal hierfür kein Geld vorhanden war. Mittlerweile ist die unnötig gestrichene Holzdecke geschreddert und verfeuert. . .