Zwei schwere Gasexplosionen in Süddeutschland machen nachdenklich: Wie sicher ist das eigene Haus mit Gasanschluss? Die zwei Fälle, in denen Flüssiggas explodierte, haben mit Erdgas überhaupt nichts zu tun, betont HVG-Geschäftsführer Ataman Turanli. Erdgas über das Leitungsnetz stuft er als sehr sicher ein.
Die Medienberichte über die schlimmen Gasexplosionen im fränkischen Lehrberg und im Schwarzwald haben dem Chef der Heilbronner Versorgungs-GmbH nicht sonderlich gefallen. Dass dort Flüssiggas in Flaschen und in einem Tank explodierte, ist dem Gas-Experten viel zu kurz gekommen.
Solche Explosionen in Erdgasnetzen hält Turanli für extrem unwahrscheinlich. Zum einen sei der Druck mit 22 Millibar am Gaszähler beim Endverbraucher weitaus geringer als in Flüssiggasbehältern (bis zu 200 Bar). Zudem würden alle Leitungen in Abständen von drei bis zwölf Monaten überprüft. Und kontinuierlich werde dem geruchlosen Erdgas der extrem penetrant riechende Stoff Tetrahydrothiophen (THT) beigemischt (siehe Stichwort). Beim kleinsten Leck würden Bürger dies sofort im Haus wahrnehmen. Deutsche Sicherheitsvorschriften bei Erdgas stuft der HVG-Chef als die strengsten in Europa ein. Turanli: Die Wahrscheinlichkeit eines Unfall durch eine Erdgas-Explosion ist geringer als vom Blitz getroffen zu werden.
Auf ganz wenige Erdgas-Einsätze verweist Eberhard Jochim, Kommandant der Heilbronner Feuerwehr. Erdgas ist leichter als Luft und kann in die Atmosphäre entweichen, erklärt er. Flüssiggas dagegen sei schwerer als Luft und könne sich in Kellerräumen ansammeln. Im Regelfall kommt es bei Erdgas im Haus zu keinem explosiven Gemisch, sagt Jochim. Zwei Einsätze hat er in Erinnerung. In einem Fall hatte ein Heimwerker eine Leitung angebohrt. Im anderen Fall wollte sich ein Mann das Leben nehmen und hatte an der Gasleitung manipuliert.
In abgelegenen Regionen, in denen keine Erdgasleitungen liegen, beim Campen oder Grillen wird Flüssiggas in Flaschen oder Tanks verwendet. Dass hier immer auch die handwerkliche Qualität beim Umgang mit den Anlagen eine Rolle spielt, darauf verweist Klaus-Dieter Sätzler, Sachverständiger Gas- und Wasserinstallationen bei der Handwerkskammer Heilbronn. Der Regelfall ist eine sichere Gasanlage. Wenn sich ein kritisches, explosives Gemisch von Gas und Luft gebildet habe, ist nach Angaben von Sätzler nicht unbedingt offenes Feuer nötig. Dann könne ein Funke auch durch elektrische Schaltvorgänge ausreichen.
An einen explosiven Unfall vor 23 Jahren, als eine 82-jährige Frau in Heilbronn einen undichten Gasofen bediente, kann sich HVG-Chef Ataman Turanli erinnern. Seitdem ist nichts Nennenswertes mehr passiert, verweist er auf die Sicherheit der Erdgasversorgung per Netz. Ein schwerer Unfall mit Flüssiggas ist dagegen noch relativ jung: Im Juli 2002 war ein Mitarbeiter einer Heilbronner Metzgerei tödlich verunglückt, als er mit einer Gasflasche hantierte. Die Flasche explodierte.
Foto: Die jüngsten Gasexplosionen lösen Fragen aus: Die Versorgung mit Erdgas ist sicher, betont nicht nur HVG-Geschäftsführer Ataman Turanli. Flüssiggas war bei den schweren Unfällen dagegen die Ursache. (Archivfoto: Dittmar Dirks)