16 Wüstenroter Feuerwehrleute haben auf einen Streich den Dienst quittiert. Sie sind nicht ins neue Magazin mit umgezogen. Steckte dieser umstrittene Standort hinter den Austritten? Schieden die Feuerwehrkameraden in Unfrieden? Ist die Schlagkraft der Wehr gefährdet? Die Verantwortlichen verneinen das.
„Mit der Standortwahl hat das nichts zu tun“, sagt Ingo Schöllmann auf Nachfrage der Heilbronner Stimme. Er hält die Zusammenfassung der Abteilungen Wüstenrot, Neuhütten und Finsterrot auf der grünen Wiese in Weihenbronn für eine gute Entscheidung, die vor allem die Tagespräsenz stärke. Schöllmann ist einer der 15 Männer und einer Frau, die bei der Hauptversammlung (wir berichteten) verabschiedet wurden. Kein Scheiden im Unfrieden, wie er betont.
Wie Schöllmann haben zwölf Wüstenroter, drei Neuhüttener und ein Wehrmann aus Finsterrot zwischen 8 und 44 Jahren ehrenamtlichen Dienst auf dem Buckel. Schöllmann (58) war den größten Teil seiner 44-jährigen Zugehörigkeit in verantwortlicher Position - als Abteilungs- und Gesamtkommandant. Nächstes Jahr hätte er ohnehin aufgehört. Der Neubeginn an neuer Stätte eignete sich für den Schnitt. Wenn die Wehr eine Altersabteilung einrichtet, ist er dabei.
Die berufliche Belastung sei bei seinem Sohn Kai beispielsweise der Grund für den Rückzug gewesen, fügt Vater Schöllmann hinzu.
„Es hat sich sehr viel beruhigt. Man kann das Rad nicht mehr zurückdrehen“, gibt zwar Andreas Bopp zu. Er steht aber zu seiner Überzeugung, dass der größte Teilort eine Feuerwehrpräsenz benötige. Seinen Austritt nach 26 Jahren sieht er als konsequent an, obgleich er sich wie andere seiner Kameraden mit der Entscheidung arrangiert habe. „Wir geben den jungen Leute eine Chance“, sagt er ohne Groll.
„Es war klar, dass nicht alle mit rausgehen“, meint Gesamtkommandant Uli Stettner. Als 2000 die Entscheidung zur Zentralisierung fiel, drohte von Seiten der Wüstenroter Abteilung sogar der kollektive Austritt. Von der hohen Zahl jetzt ist Stettner überrascht, nicht jedoch enttäuscht. Und: „Der Haussegen hängt nicht schief“, stellt er klar.
„Wir haben junge, motivierte Leute“, ist für ihn die Einsatzfähigkeit und die Schlagkraft der Abteilungen in Weihenbronn - in Neulautern, Maienfels und Stangenbach gibt es weitere - gewährleistet. Mit rund 40 Aktiven am neuen Standort - insgesamt gibt's 124 Wehrleute - sei der Stand von Ende der 90er Jahre erreicht. Aus der rund 50-köpfigen Jugendfeuerwehr kann die Truppe die Lücken auffüllen.
Die 25- bis 35-Jährigen hätten die Fäden in die Hand genommen, spricht Bürgermeister Roland Awe von einem Generationswechsel. Er zollt den Langgedienten Respekt für ihren ehrenamtlichen Einsatz, hat Verständnis dafür, dass sie sich ab einem gewissen Alter den Feuerwehr-Stress nicht mehr antun wollen. Awe ist überzeugt, dass auch die Ausgetretenen inzwischen die neue Struktur unterstützen.
„Es gibt keine Missstimmung“, lautet der Lagebericht von Uli Häfele. „Die meisten waren über 25 Jahre dabei. Da steht es ihnen zu, auszutreten“, sagt der Wüstenroter Abteilungskommandant, der nun auf elf seiner 23 Mitglieder verzichten muss. Auch er lässt keinen Zweifel an Standort und neuer einsatztaktischer Struktur.