Es ist nur eine Übung, aber es könnte auch ein Ernstfall sein: Es brennt, im Zimmer 111 der Seniorenwohnanlage Haus Ahorn hat der Rauchmelder angeschlagen. Alarm. Das Haus an der Ilsfelder Straße ist das Ziel einer Großübung der Freiwilligen Feuerwehr Beilstein. Etwa alle fünf Jahre wird geprüft, ob das Brandschutzkonzept des Hauses noch stimmig ist, und ob die Schnittstelle zwischen Wohnanlage und Feuerwehr funktioniert.
Alarm
Mit Blaulicht und Sirene fahren die Männer vom Feuerwehrhaus im Hart durch Beilstein zum Ort des Geschehens. Um 16.11 Uhr ist der Alarm ausgelöst worden. Im Echtfall käme er von der Integrierten Leitstelle in Heilbronn mit dem Stichwort „Brandmeldeanlage Seniorenwohnanlage Haus Ahorn Beilstein“. Im Fall der Übung ist die Meldungsübertragung abgeschaltet. Feuerwehrmann Jürgen Brosi macht Rauch und meldet den „Brand“ per Handy an die Feuerwehrhäuser in Beilstein und Oberstenfeld.
Um 16.15 ist der Mannschaftstransportwagen mit der Einsatzleitung vor Ort. Aus einem gesicherten Kasten holen die Feuerwehrleute den Zentralschlüssel für das Haus. Bei einem nächtlichen Brand wären alle Türen verschlossen. Hinter dem Eingang erfahren die Einsatzkräfte in der Brandmeldezentrale, wo es brennt und wie sie dahin kommen. Das Pflegepersonal um Heimleiterin Andrea Stoll ist ebenfalls per stillem Alarm informiert. Die unmittelbaren Nachbarn des Brandorts werden aus ihren Zimmern geholt. Sollte die Feuerwehr das Kommando zur Evakuierung geben, würden die Bewohner ins gegenüber liegende Gymnasium gebracht. Da es eine Übung ist, wissen die 109 Bewohner natürlich Bescheid und stehen dicht gedrängt auf Balkonen, Terrassen und an den Fenstern. „Klasse, richtig was los heute“, meint ein Senior und lässt das Fußballspiel im TV links liegen.
In der Zwischenzeit ist der erste Atemschutztrupp mit C-Strahlrohr im Haus. Die Person aus Zimmer 111 wird gefunden und um 16.24 Uhr über die Drehleiter der Feuerwehr Oberstenfeld in Sicherheit gebracht. Der „Supergau“, wie Beilsteins Kommandant Bernd Kircher die Situation beschreibt, tritt ein, als das Personal feststellt, dass eine zweite Person fehlt. Wo ist die Bewohnerin aus Zimmer 128? Drei Trupps suchen sie. Die Rettung erfolgt wieder über die Drehleiter.
Probleme
Nach eineinhalb Stunden ist die Übung beendet. Bei der Manöverkritik spricht Kircher von einer „hervorragend funktionierenden Brandmeldeanlage“. Die Straßen müssten schneller für den Durchgangsverkehr gesperrt werden. Mit dem Funk traten Probleme auf, so dass die Verbindung Angriffstrupp - Gruppenführer gestört gewesen sei. Ob es an der Architektur oder dem vielen Beton liegt müsse geprüft werden. Außerdem fiel der Feuerwehr auf, dass die Zimmernummern nicht am Balkon stehen.
Bild: Mit der Drehleiter aus Oberstenfeld wird die Beilsteiner Feuerwehr eine Bewohnerin aus dem Haus Ahorn über den Balkon „retten“. Foto: Barbara Barth