Sie ist 31 Jahre alt, verheiratet, hat zwei Kinder und ist seit einem Jahr Mitglied der freiwilligen Feuerwehr in Brackenheim-Hausen. Als Frau ist sie dort kein Einzelfall, sondern derzeit die zweite im Bunde. Doch ihre Nationalität macht die junge Mutter zu etwas Besonderem: Ayse Bonincontro ist Türkin und damit wohl die einzige türkische Feuerwehrfrau im gesamten Landkreis Heilbronn.
"Darüber habe ich mir gar keine Gedanken gemacht, ich wollte einfach nur was Gutes tun", erzählt sie. Kameraden mit Migrationshintergrund und Ausländer sind bei den freiwilligen Wehren immer noch eine Seltenheit, auch wenn es laut Kreisfeuerwehrverband keine genauen Zahlen gibt.
Auch Ayse Bonincontro hätte bei ihrem Umzug nach Deutschland vor 16 Jahren nicht damit gerechnet, einmal so ins typisch deutsche Vereinsleben integriert zu sein. "Ich mochte Deutschland am Anfang gar nicht", gibt sie mit entwaffnender Ehrlichkeit zu. Doch die Sehnsucht nach der Mutter, die in zweiter Ehe nach Niederhofen geheiratet hatte, war stärker. Keine Freunde, eine fremde Sprache und ein schlechtes Verhältnis zum Stiefvater der Start ins neue Leben war nicht einfach. Erst nach dem Gang ins Frauenhaus ging es bergauf dank der Mutter. "Sie ist eine Kämpferin, obwohl sie noch immer schlecht Deutsch spricht. Typisch zweite Generation eben", meint Bonincontro.
Heimlich Nicht so typisch war, dass sie immer wollte, dass ihre Mädchen auf eigenen Füßen stehen können. In Böckingen machte der Teenager seinen Hauptschulabschluss nach. In dieser Zeit lernte sie auch ihren Mann Giovanni kennen, einen Italiener, einen Katholiken. Ein Jahr lang waren die beiden nur heimlich zusammen, eine Muslimin und ein katholischer Mann. Das passte für die Mutter nicht. Doch Ayse hat das Kämpferherz ihrer Mutter geerbt. Nach langem Hin und Her zogen die beiden zusammen. "Ein guter Mensch ist ein guter Mensch, egal welche Nationalität er hat", findet die junge Frau. Heute seien ihr Mann und ihre Mutter übrigens ein Herz und eine Seele.
Freunde Ayse Bonincontro trägt ihr Herz auf der Zunge. Mit ihrer Herzlichkeit macht sie sich Freunde, als das Paar und seine beiden Kinder nach Hausen ziehen. Die Familie ist bei den Güglinger Zabergäunarren aktiv. "Aber eines Abends habe ich mir Gedanken gemacht, was ich Gutes für die Gesellschaft tun könnte." Ein Gespräch mit dem Hausener Kommandanten führte kurz darauf in die Grundausbildung. Anstrengend sei das gewesen und man brauche schon einen Mann, der mitzieht.
"Allein die ganzen Spezialbegriffe auf deutsch zu lernen, war doppelt schwer." Ihrer Meinung nach könnten sich mehr Türken in der Wehr engagieren. "Die leben schließlich auch hier. Und wenn es brennt, ist es uns egal, wer dort lebt."
Bild: Ayse Bonincontro wartet noch auf ihren ersten Einsatz. Aber bei den monatlichen Übungen ihrer Kameraden ist sie immer dabei. (Foto: Stefanie Pfäffle)