Neu gestalten heißt nicht unbedingt, etwas schöner zu machen. Im Falle des Übungsgeländes der Rettungshundestaffel Unterland ist der Wunschzustand ein riesengroßer Trümmerhaufen: Je schlimmer es aussieht, desto besser. Und desto größer die Herausforderung für die 35 aktiven Mitglieder und ihre Vierbeiner. "Unser neues Areal sucht seinesgleichen in Deutschland", freut sich Staffelführer Walter Baer über die optimalen Trainingsbedingungen.
Aus den Schuttbergen ragen verrostete Eisenträger, meterhoch türmen sich ehemalige Betondecken eines Hauses, zu Schichten zusammengepresst. Darunter verbergen sich Hohlräume und ein insgesamt 70 Meter langer Gang. Sechs Meter lang ist ein Rohr, das tief in den Trümmern steckt. In Seitengängen kann der Hund nach Verschütteten suchen, die durch das Rohr gerettet werden. Mehr als doppelt so groß ist künftig die Fläche des Geländes beim Autobahnzubringer in Richtung Untergruppenbach, auf der die Rettungshundestaffel ihr regelmäßiges Training absolviert. Im Oktober hat sich bereits eine Gruppe des Bundesverbandes angesagt, um in Heilbronn für schwierige Auslandseinsätze zu üben.
Schon seit längerem hatte der Verein nach einer Möglichkeit gesucht, das Areal aktuellen Erfordernissen anzupassen und zukunftsfähiger zu machen. 1974 gegründet, ist die Rettungshundestaffel die erste Deutschlands, fast genau so lange existiert der Pachtvertrag mit der Stadt Heilbronn. "Rettungshunde brauchen unbekanntes Terrain, es reicht nicht, wenn sie nur bei Abbruchhäusern trainieren", sagt Peter Göttert, Landesbeauftragter des Bundesverbands Rettungshunde. Die Tiere müssten in der Lage sein, Verschüttete auch zwei oder drei Stockwerke tief aufzuspüren. Nur wenn sie das zuvor trainiert hätten, seien schwierige Trümmereinsätze vertretbar. Zur Einweihung hatte Göttert den Heilbronnern ein Geschenk überbracht: einen neuen Mannschaftswagen, finanziert aus dem Investitionsprogramm des Bundes und aus Landesmitteln.
1000 Arbeitsstunden "Ohne ihn hätten wir es vergessen können", lobt Vereinsvorsitzende Brigitte Kölzig den Einsatz von Herbert Röger. Der Geschäftsführer des Heilbronner Abbruchunternehmens SER saß mehrere Samstage lang persönlich am Steuerknüppel eines Baggers. Insgesamt 1000 Arbeitsstunden haben SER-Profis und Vereinsmitglieder eingebracht. Röger hatte anfangs Mühe, umzudenken: "Normalerweise räumen wir auf."
Bild: Noch mehr Schutt, noch mehr Verstecke für Verschüttete: Das Gelände der Rettungshundestaffel bietet den Vierbeinern neue Herausforderungen. (Foto: Dirks)