Aus der Tiefgarageneinfahrt und den Lichtschächten der großen Wohnanlage gegenüber dem Obersulmer Rathaus quillt dichter Rauch. Ein Autofahrer fährt irritiert an der Garageneinfahrt vorbei und hält auf dem Rohrendorfer Platz neben einem Feuerwehrmann. Neugierig bleiben einige Passanten stehen. "Nur eine Übung, Sie können ruhig reinfahren", klärt Holger Herdeg, stellvertretender Kommandant der Feuerwehr Obersulm, den Hausbewohner auf.
Nebelmaschine Mit Zugführer Matthias Nothdurft bereitet Herdeg am Dienstagabend die Einsatzübung der Abteilung Obersulm vor. Die Nebelmaschine sorgt mit einem dichten Schwall Übungsrauch in der Tiefgarage, in Fluren und Treppenhäusern der Wohnanlage für starken Rauch. "Wir simulieren einen Pkw-Brand auf einem Tiefgaragenstellplatz neben einem Lichtschacht", erläutert Herdeg. Weil Brandschutztüren offen seien, dringe der Rauch in die Treppenhäuser und schneide den Fluchtweg ab. "Ziel der Übung ist die Personenrettung mit Hilfe der Drehleiter, die Löschung des Brandherds in der Tiefgarage und eine Überprüfung der Wasserversorgung", sagt der stellvertretende Kommandant.
Kurz vor 20 Uhr gibt Herdeg den Einsatzbefehl. Mit Blaulicht trifft als erstes Löschfahrzeug das LF 8/6 ein. Gruppenführer Jürgen Hohl informiert sich beim heftig winkenden "Hausmeister" über die Situation und gibt seiner achtköpfigen Gruppe den Einsatzbefehl. Die Männer legen ihre Atemschutzgeräte an, bauen eine Schlauchleitung zum Hydranten auf.
Die Drehleiter muss wenden. Das LF 8 und Schläuche blockieren den Weg zu den Balkonen, wo "Bewohner" auf ihre Rettung warten. Gruppenführer Ernst Dorsch lässt die Drehleiter über die Langfeldstraße anfahren.
"Hilfe, Hilfe", simulieren Sebastian Nikolaus und Mehmet Tubai von der Jugendfeuerwehr auf dem Balkon im zweiten Stock eingeschlossene Hausbewohner. "Die retten wir zuerst", entscheidet der Gruppenführer. Karl-Ulrich Vollert steuert den Drehleiterkorb und "rettet" die Statisten.
Manöverkritik "Die Tiefgarage hat 125 Stellplätze auf drei Etagen und ist ein richtiges Labyrinth. Da kann man sich im Rauch verirren", sagt Herdeg. "Menschenrettung ja, aber bei der Brandbekämpfung bräuchten wir eine Vollalarmierung aller Obersulmer Abteilungen und zusätzlich externe Kräfte", lautet seine Erkenntnis aus dieser Übung mit 21 Einsatzkräften und vier Fahrzeugen in dem komplexen Gebäude. Zum Abschluss wird im Feuerwehrhaus ein Film über das Inferno bei echten Tiefgaragenbränden in Denkendorf und Stuttgart gezeigt.
Bild: Mit der Drehleiter üben die Einsatzkräfte, Menschen von den Balkonen im ersten und zweiten Stock zu retten. (Foto: Gustav Döttling)