Man muss immer schauen, dass man als Team arbeitet", betont Martin Ramsperger. Ideal sei ein Trupp, der sich gegenseitig ergänzt. "Einzelkämpfer sollte es bei uns keine mehr geben." Das gilt in der Freiwilligen Feuerwehr Bad Wimpfen bei Einsätzen offenbar ebenso wie bei der Übergabe des Kommandanten-Amtes: Im Jahr ihres 150-jährigen Bestehens steht Ramsperger zwar bei allen Feierlichkeiten vorne dran, sein Vorgänger Reinhold Korb aber ist der Cheforganisator.
Auch in anderer Hinsicht war die Kommandanten-Wahl Ende 2009 kein harter Schnitt nach einer dreieinhalb Jahrzehnte währenden Ära Korb. 15 Jahre lang hatte ihm der Nachfolger bereits als Stellvertreter zur Seite gestanden.
Die meiste Zeit seines Lebens engagiert sich Martin Ramsperger schon für die Wimpfener Floriansjünger. Mit gerade mal neun Jahren kam er Ende 1970 nach dem Umzug von Wüstenrot in die Kinderfeuerwehr der Stauferstadt und war später Jugendfeuerwehrwart. "Ich habe die Führungsschiene von unten her angefangen", blickt er zurück. Eines vermisst der "Vollblutfeuerwehrmann" jedoch in seiner Position an der Spitze von derzeit 68 Aktiven: "Die Action bei Einsätzen und Übungen. Als Kommandant steht man nur noch daneben und gibt Anweisungen."
Die Verantwortung ist groß: In der Feuerwehr bürgt der Chef für Sachwerte und für Menschenleben. "Ich muss dafür sorgen, dass meine Männer und Frauen wieder gesund heimkommen", erklärt Ramsperger. Deshalb herrsche zwar eine gewisse Demokratie in der Truppe. Aber manchmal müsse er doch von seiner Befehlsgewalt Gebrauch machen: "Ich hafte dafür, also entscheide ich auch." Dabei ist er eigentlich ein durch und durch demokratischer Mensch: Als Sprecher der CDU/FWV-Fraktion, für die er seit elf Jahren im Gemeinderat der Stadt Bad Wimpfen sitzt.
Das Gespür für Menschen muss ein Kommandant ebenfalls mitbringen, denn in der Wehr gibt es viele Arbeitsgebiete. "Manche sind den Umgang mit Leuten gewohnt, andere den mit Maschinen. Ich muss herausfinden, wer wofür am besten geeignet ist." Bei einem Einsatz − sei es technische Hilfeleistung, ein Unfall oder ein Feuer − "muss man seine Männer und Frauen dorthin stellen, wo sie passen", sagt Ramsperger.
Bad Wimpfen mit seiner verwinkelten Altstadt und den vielen Fachwerkhäusern ist für die Feuerwehr eine besondere Herausforderung. Deshalb ist sie für einen Ort mit 7000 Einwohnern ungewöhnlich gut ausgestattet, etwa mit Drehleiter und zwei Löschfahrzeugen. Auch bei Veranstaltungen wie Weihnachts- oder Zunftmarkt sind die Floriansjünger gefordert, auf den Brandschutz zu achten.
Martin Ramsperger tut das nicht nur in seiner Funktion als Kommandant, sondern auch beruflich: Als Bezirks-Schornsteinfeger sorgt der 49-Jährige tagsüber dafür, "dass mein Hobby nicht ausartet und ich nachts ruhig schlafen kann". Drei bis vier Mal habe es in der Altstadt in den letzten zehn Jahren gebrannt, bis auf das Feuer im Hotel Sonne Ende 2003 aber waren es eher kleinere Vorfälle.
Die Ausbildung zum Feuerwehrmann sei härter geworden. "Mittlerweile ist alles hochtechnisiert, jeder erwartet viel von einem." Trotzdem fehlt es den Wimpfenern nicht an Nachwuchs, dank Kinder- und Jugendfeuerwehr mit insgesamt 27 Mitgliedern. Auch das gehört zu den Aufgaben eines Kommandanten: "Man muss gucken, dass man die Personalstärke hält und die Leute bei Laune hält. Das ist der Vorteil, wenn man ein gut bestelltes Feld übernimmt. Man muss es eigentlich nur noch pflegen."