Serie Werk- & Betriebsfeuerwehren Teil 6 - Werkfeuerwehr des Gemeinschaftskernkraftwerks am Neckar (GKN) in Neckarwestheim
In einem Atomkraftwerk muss Sicherheit eine zentrale Rolle spielen. Dementsprechend wichtig ist eine leistungsfähige Werkfeuerwehr. Im GKN gibt es 175 ausgebildete Brandbekämpfer. "Wir haben die größte Werkfeuerwehr in der Region", sagt Steffen Bunderla. Er ist in Neckarwestheim Teamleiter für Arbeitssicherheit und Brandschutz. Alle in der Anlage Beschäftigten haben eine Strahlenschutzausbildung absolviert.
Anforderungen
Radioaktivität im Reaktorkern. Hoher Druck in Dampfleitungen. Enorme Drehzahlen im Generator. Unmengen an Kabeln. Diese Beispiele verdeutlichen das Risikopotenzial in einem solchen Kraftwerk. Und trotzdem ist seit 2000 - so lange arbeitet Bunderla in dieser Funktion - nichts Gravierendes passiert. Er spricht von ein bis maximal zwei sogenannten Entstehungsbränden pro Jahr: ein loderndes Adventsgesteck, ein qualmender Kabelbaum an einem Hubsteiger. Dazu kommen jährlich rund 15 Einsätze bei Stürmen oder Wasserschäden.
Dass seine Männer in den vergangenen Jahren nicht zu größeren Einsätzen ausrücken mussten, führt Steffen Bunderla auf die umfangreiche Präventionsarbeit zurück. Wer auf dem 50 Hektar großen Betriebsgelände schweißen oder schleifen will, muss sich das genehmigen lassen. GKN-Mitarbeiter überprüfen, ob vorgeschriebene Sicherheitsvorkehrungen umgesetzt werden. Ein dichtes Netz von Löschanlagen durchzieht die Gebäude. "Insgesamt wurden 5600 Brandmelder eingebaut", erklärt Steffen Bunderla. Schlägt einer an, prüft ein Mitglied der Werkfeuerwehr, ob ein Fehlalarm vorliegt. Lösen zwei Melder in räumlicher Nähe aus, wird sofort Alarm ausgelöst.
Löschgruppe
Eine neunköpfige Löschgruppe muss ständig einsatzbereit sein. Diese setzt sich zwingend aus Mitgliedern beider Reaktorblöcke zusammen. So will Bunderla sicherstellen, dass möglichst schnell jemand die Einsatzstelle erreicht. "Ortskenntnis und Schnelligkeit zeichnen uns aus", meint der Teamleiter. Die Organisation der Wehr im GKN ähnelt der einer Freiwilligen Feuerwehr. Erst der Alarm macht aus einem Anlagenwärter den Feuerwehrmann. Bunderla betont, dass sein Team genauso ausgebildet ist wie externe Feuerwehrleute und regelmäßig Schulungen, etwa im Bereich Strahlenschutz, besucht. Bei größeren Bränden können die Wehren aus Heilbronn, Lauffen, Neckarwestheim und Gemmrigheim zu Hilfe eilen.
Absicherung
Dass für ein Atomkraftwerk andere Gesetze gelten als für ein Maschinenbau-Unternehmen oder einen Chemiebetrieb, zeigt die vierfache Absicherung. Laut Steffen Bunderla ist jedes sicherheitsrelevante System vier mal vorhanden. Beispiel Kühlmittelpumpen: Jede einzelne kann 50 Prozent der notwendigen Gesamtleistung erbringen. Fallen zwei aus, ist der Betrieb trotzdem gewährleistet. Diese sogenannte vierfache Redundanz spiegelt sich auch in der Einteilung der Brandabschnitte wieder. Bunderla: "Die Redundanzen sind baulich voneinander getrennt. Bei einem Feuer können also nie alle betroffen sein."
Bild 1: Steffen Bunderla am Steuer eines Tanklöschfahrzeugs. Die Geräte der GKN-Feuerwehr sind auf mehrere Standorte auf dem 50 Hektar großen Betriebsgelände verteilt.Bild 2: Dieses Logo ziert die Uniformen der Werkfeuerwehr-Mitglieder.(Fotos: Dittmar Dirks)