Serie Werk- & Betriebsfeuerwehren Teil 2 - Betriebsfeuerwehr der Firma Bosch in Abstatt
Er füllt nicht einmal die Handfläche aus, der Sprinklerkopf wirkt klein und filigran. Seine Leistung ist jedoch beeindruckend: 150 Liter Wasser spuckt ein jeder pro Minute aus. „Das sind 15 Zehn-Liter-Eimer“, verdeutlicht Martin Windhab, Leiter der Standortbetriebe beim Bosch-Forschungs- und Entwicklungszentrum in Abstatt. „Das ist mehr als aus einem Stahlrohr rauskommt“, macht Klaus Karst, stellvertretender Leiter der Betriebsfeuerwehr, die Dimension der 14 600 „Wasserspeier“ klar.
Die flächendeckende Sprinkleranlage in den vier, insgesamt 112 000 Quadratmeter großen Gebäuden ist der Grund dafür, dass Windhab einen Großbrand als „nicht realistisches Ereignis“ sieht. Auf einer kleinen Fläche stünde deshalb die gesamte Wassermenge zur Verfügung. „Da schlaf' ich als Betreiber viel ruhiger“, ergänzt er.
Das Bosch-Zentrum auf dem Hohbuch ist zunächst unabhängig von der öffentlichen Wasserversorgung. Unterirdisch fasst ein Riesenbehälter 400 000 Liter Löschflüssigkeit. Das reicht für den ersten Angriff. Wenn die Freiwillige Feuerwehr Abstatt - mit der gemeinsam geprobt und die Ausrüstung abgestimmt wird - zur Unterstützung anrücke, habe sie Zeit, die Schlauchleitungen zu legen, erklärt Windhab.
Rund 2700 Menschen arbeiten derzeit auf dem 30 Hektar großen Gelände. „Das ist ein harmloser Betrieb. Die Problematik beginnt erst mit der Produktion“, sagt Karst. Auf dem Hohbuch wird Fahrzeugtechnologie „nur“ entwickelt. Dennoch gibt es standorttypische Gefahrenpunkte, zum Beispiel die Tankstelle mit 14 unterschiedlichen Kraftstoffen oder die 40 verschiedenen Gase - zum Teil toxische und explosive - die bei der Messtechnik zum Einsatz kommen. Das erfordert eine Spezialausrüstung.
Neben dem LF 16/12, einem Tanklöschfahrzeug mit 1200 Litern Wasser, steht in der Garage auch ein Sonder-Gerätewagen für die technische Hilfeleistung mit Spezialbeladung: Schaum, der in die Sprinkleranlage gemischt werden kann, einer Trennsäge, die keine Funken sprüht, Glasmanagement oder Explosionsschutz. Von den 32 Feuerwehrmännern sind 28 als Atemschutzträger ausgebildet.
„Wir brauchen keine Drehleiter“, antwortet Windhab. Darauf sei bei der Planung geachtet worden. Die Gebäude könnten ohne das ausfahrbare Rettungsgerät über die Fluchttreppenhäuser geräumt werden.
An der Sicherheit werde nicht gespart, betont der Standortleiter, auch nicht in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. „Der Personenschutz hat oberste Priorität vor dem Schutz der Sachwerte.“ Auf sechs Millionen Euro beziffert er die Investitionen in den Brandschutz.
Kein Muss Vom Gefahrenpotenzial her ist eine Werksfeuerwehr für Bosch kein Muss. „Wir wollten aber diesen Schutz“, begründet Windhab, dass sich das Zentrum dennoch die Betriebsfeuerwehr leistet. Allerdings nicht mit eigenem Personal. Schließlich kann der Ingenieur für Übungen und Einsätze sein Entwicklungsprojekt nicht einfach stehen und liegen lassen. So sind die Werkschützer und Logistiker der OSD Schäfer GmbH auf dem Gelände auch die Feuerwehrleute.
Bild 1: Der Wassertank wird angezapft: 400 000 Liter Löschflüssigkeit stehen für den ersten Angriff im unterirdischen Behälter zur Verfügung.Bild 2: Mit dem Elektrofahrrad ist der Rettungssanitäter schnell zur Stelle. (Fotos: Ulrike Kugler)
Info:In Deutschland fehlt einer Betriebsfeuerwehr im Gegensatz zur Werkfeuerwehr die staatliche Anerkennung. Sie wird z.B. auch aus versicherungstechnischen Gründen in Betrieben eingerichtet, die nicht zur Einrichtung einer Werkfeuerwehr verpflichtet sind, da von ihrem Unternehmen selbst keine Gefahr für die Allgemeinheit ausgeht. Die Brandmeldeanlage eines Betriebes mit Betriebsfeuerwehr muss zur öffentlichen Feuerwehr durchgeschaltet sein, während die BMA-Alarme eines Betriebes mit Werkfeuerwehr in der Regel von dieser abgearbeitet werden, und dort Unterstützung durch die öffentliche Feuerwehr nur auf Anforderung erfolgt.
M. Karger, KFV-Medienteam (Textquelle: Wikipedia)