Der 44-jährige Forchtenberger, der am Sonntag nach einem Tauchgang unter der Eisdecke des Breitenauer Sees starb, war Mitglied der Tauchsportgruppe des TSV Niedernhall. "Wir sind alle schockiert", sagte Vorsitzender Ralf Herrmann gestern auf Anfrage unserer Zeitung.
Ohne Orientierung
Niemand in der Gruppe könne nachvollziehen, warum der Mann alleine und ohne jegliche Absicherung unter das Eis getaucht ist. "Taucher wissen eigentlich, dass man das nicht tun soll. Es ist eine der zehn Grundregeln, nie alleine zu tauchen", sagt Herrmann. Unter Eis sei es noch gefährlicher. Nach wenigen Metern habe man die Orientierung verloren.
Die Betroffenheit im Verein ist groß. Viele Anrufe hat Herrmann gestern erhalten. "Jeder fragt: warum?" Tauchen unter Eis sei "etwas Besonderes". Es gebe für Fortgeschrittene spezielle Ausbildungskurse. Die Richtlinien des Verbandes der Sporttaucher sähen eindeutig eine Sicherung vor. Im eigenen Verein gibt es die Vorgabe, dass zwei Taucher unter Eis durch eine Leine verbunden sein müssen. Ein Leinenführer steht an Land. Alle ein, zwei Minuten sollen die Taucher durch einen Zug am Seil ein Signal nach draußen geben, dass alles in Ordnung ist. Am Ufer steht zudem eine Rettungsgruppe, die im Notfall eingreifen kann.
Auch im Tauchclub Heilbronn hat die Nachricht von dem Tod des Mannes Fassungslosigkeit ausgelöst. Tauchen unter Eis ohne jegliche Sicherung "muss man als Selbstmord bewerten", sagt Vorsitzender Hubert Renner. "Man verirrt sich zwangsweise unter Wasser." Im Breitenauer See sei zudem eine extrem schlechte Sicht. "Sie stochern dort im Nebel."
Was den 44-Jährigen bewogen hat, alleine unter das Eis aufzubrechen, bleibt unklar. Die Polizei wird die Leiche des Mannes nicht obduzieren. Nach Befragungen im Familienkreis gebe es "keinerlei Hinweise auf einen Suizid, es gab keine Probleme, keine Vorgeschichte", teilt Sprecher Harald Schumacher mit. Auch die Ausrüstung des Mannes sei funktionsfähig gewesen. Man gehe von einem Unglück ohne Fremdverschulden aus.
Rund 80 Einsatzkräfte waren am Sonntag am Seeufer. Sie zogen ab, nachdem Taucher die Leiche des 44-Jährigen aus dem vier Grad kalten See geborgen hatten. Die Heilbronner Berufsfeuerwehr beziffert ihre Einsatzkosten auf 1000 bis 1500 Euro. Sie wird diese der alarmierenden Gemeinde Obersulm in Rechnung stellen. Der DRK-Rettungsdienst rechnet die Kosten für den Notarzt mit der Krankenkasse ab.
Der Forchtenberger hinterlässt eine Frau und ein einjähriges Kind.