Großalarm im Plattenwald: Nach 1987 haben 64 Feuerwehrmänner aus dem nördlichen Landkreis Heilbronn mit dem Roten Kreuz am Wochenende erstmals wieder den Ernstfall geprobt. „Das ist extrem wichtig“, sagt Friedrichshalls Stadtbrandmeister Kurt Semen, der das Szenario zwei Nächte lang geplant hat.
Samstagnachmittag. 13.30 Uhr. Die Brandmeldeanlage des Pförtners schlägt Alarm. Rauch im dritten Obergeschoss. Das ist die M 15 des Klinikums am Plattenwald. 40 Patienten sind in der Station Innere/Kardiologie untergebracht. Knapp vier Minuten später eilt der Friedrichshaller Kommandant Kurt Semen mit einem Kameraden ins Gebäude. Mit dem Fahrstuhl fährt er nach oben. Sein Kamerad nach unten. Im Untergeschoss hat sich ebenfalls Rauch gebildet.
Während die beiden Feuerwehrmänner die Lage erkunden, läuft das Kioskgeschäft beim Haupteingang wie an jedem anderen Tag. Das ist auch kein Problem. Denn am Samstag handelt es sich zum Glück nur um eine Übung. Die Station ist an diesem Wochenende komplett leer. Patienten und Verletzte werden gespielt von über 40 Mimen der Friedrichshaller Feuerwehr.
Schon neun Minuten nach dem Alarm ist klar: Die Friedrichshaller Floriansjünger, die inzwischen mit mehreren Fahrzeugen eingetroffen sind, brauchen Verstärkung. „Stärker werdende Verqualmung im Flurbereich“, gibt Semen über Funk durch. Kabel in einem Sicherungskasten sind geschmort und haben einen Schwelbrand ausgelöst. Über den Kabelschacht zieht der Rauch durch die Stockwerke und vernebelt schließlich auch den Keller. Die Kameraden aus Gundelsheim, Offenau, Oedheim und Neckarsulm werden gebraucht. Dazu das DRK, die Notfallseelsorge und die Polizei.
20 Minuten später gleicht der Südhügel des Krankenhausgeländes einem kleinen Katastrophengebiet. 45 Sanitäter haben drei große Zelte aufgestellt. Und während die Einsatzleitung im großen Kommandowagen die nächsten Schritte koordiniert, holt eine Hand voll Feuerwehrmänner mit der Drehleiter einen geflüchteten Patienten vom Dach. Ihre Kameraden suchen zur gleichen Zeit nach Verletzten im Keller und retten Patienten auf der Station im dritten Obergeschoss.
Dort stauen sich im Sammelraum vor den Aufzügen die Verletzten. „Ich warte jetzt schon seit über 20 Minuten auf das Rote Kreuz“, sagt der diensthabende Arzt Dr. Jens Döffert, der die Verletzten untersucht und mit dem Notwendigsten versorgt. Immerhin warten Menschen mit Rauchvergiftung, Kreislaufproblemen und gebrochenem Arm auf den Abtransport.
Dass das Rote Kreuz nicht gleich zur Stelle war, hat nicht nur mit den Funkschwierigkeiten zu tun, mit denen die Ersthelfer über eine ganze Zeit hinweg zu kämpfen haben. „Jedes Krankenhaus hat einen Katastrophenplan“, sagt Thomas Krieger vom DRK Heilbronn. Kollege Thomas Winter ergänzt: „Im Innenbereich haben wir nichts verloren.“ Dr. Harald Zeplin, stellvertretender Leiter im Krisenstab des Klinikums, widerspricht: „Das hatten wir im Vorfeld anders abgesprochen.“
Für Kurt Semen sind solche Missverständnisse Sinn der rund dreistündigen Übung. Damit es im Ernstfall besser klappt. Insgesamt ist der Stadtbrandmeister mit der Übung aber zufrieden. Und auch Zeplin ist froh, dass über 100 Ehrenamtliche ihren Samstagnachmittag geopfert haben: „Im Rahmen unseres Qualitätsmanagements ist das ein Meilenstein“, sagt der Chefarzt der chirurgischen Abteilung. Schließlich strebe die SLK-Klinik eine neue Zertifizierung an. Dafür sei auch eine solche Übung nötig.