Die Kurve der Pegelstände auf dem Internetausdruck der Hochwasser-Vorhersage-Zentrale Baden-Württemberg (HZV) stieg gestern bedrohlich nach oben. Verantwortliche in Ämtern, Kommunen, Feuerwehren und Bauhöfe im nördlichen Landkreis trafen Vorsorge für ein mögliches Hochwasser.
Während die Kreisstraße zwischen Neuenstadt und Kochertürn abends bereits gesperrt war, errichteten die Feuerwehr und der städtische Bauhof Bad Friedrichshall bei der Kochendorfer Mühle die mobile Hochwasserschutzwand.
Bereits um vier Uhr in der Nacht zum Mittwoch hatte das Handy von Stadtkommandant Kurt Semen geläutet.
Die automatische Pegelmessung bei der Mühle hatte den Anstieg des Kochers festgestellt und ihm eine Nachricht zum Abhören und auf das Display geschickt.
Modernste Technik beim Hochwasserschutz: Zwei Sensoren erfassen jede Veränderung des Wasserstandes und aktualisieren dann ihre Mitteilungen an den Kommandanten.
Eine telefonische Rücksprache bei der Karlsruher HZV bestätigte die Gefahr eines Hochwassers. Dennoch reagierte man in Bad Friedrichshall wie auch in anderen Orten ohne Hektik und Panik.
Schließlich blieb trotz angespannter Lage noch genug Zeit zu reagieren. Die Experten kennen schließlich die Eigenarten der verschiedenen Gewässer.
Bei Pegelstand 147 läuft der Kocher bei der Mühle über. Der Pegel in Stein stieg in der Stunde um etwa zehn Zentimeter an und dieses Wasser kommt auch in Kochendorf an.
So ordnete Kommandant Kurt Semen um 14 Uhr gestern mittag an, die mobile Stellwand zu errichten. In etwa einer Stunde stand sie und die Kochendorfer Angrenzer konnten die Nacht ruhiger verbringen.
Auch der Platzwart des Gundelsheimer Campingplatzes, Jürgen Küffner, verfiel nicht in Panik. "Wir sind hier das Spiel mit dem Fluss gewohnt", sagte er. Allerdings sahen die Prognosen für seinen Platz nicht gut aus.
Die HVZ prognostizierte für Gundelsheim im Laufe der Nacht eine Pegelhöhe von 6,8 Meter, dann ist der Platz überflutet. Ein ernstes Problem hatte der Gundelsheimer Forstrevierleiter Wolfgang Friederich.
Mit einer Ausnahmegenehmigung der Naturschutzbehörde hatte er mehrere riesige Pappeln auf dem Campingplatz fällen lassen, weil sie Menschen und Wohnwägen auf dem Platz wegen fehlender Standsicherheit bedrohten.
Gerade als am Boden lagen, stieg der Neckar bedrohlich an. Jetzt war Eile geboten, denn bei steigendem Wasser bestand die Gefahr, dass die Stämme den Neckar hinunter getrieben werden.
Mit allen Mann und Geräten schafften es die Forstleute in letzter Minute, das Holz beiseite zu schaffen.
Auch in Bad Wimpfen reagierte man auf die Pegelanstiege. In der Talstadt verschlossen Mitarbeiter des Bauhofs die neuralgischen Stellen mit vorgefertigten Hölzern.
Bernhard Kaune und Uli Lanze legten ruhig eine Bohle auf die andere und das große und das kleine Fischertörchen waren verrammelt, der Neckar hatte draußen zu bleiben.
In der Kommandozentrale der Feuerwehr Bad Wimpfen besprach Kommandant Reinhold Korb mit Timo Frey und Jürgen Großkopf von der Stadtverwaltung die Maßnahmen, die man für die Nacht vorsehen möchte. Alle hofften natürlich, dass das Hochwasser nicht dramatisch weiter steigen wird.