Gestiegene Unfallzahlen, mehr Verletzte und mehr Unfalltote. „Die Unfallentwicklung im Jahr 2007 ist alles andere als beruhigend“, so Roland Eisele, Chef der Unterländer Polizeidirektion. Mit insgesamt 9818 Verkehrsunfällen auf den Unterländer Straßen mussten die Schutzmänner im vergangenen Jahr so viele Unfälle aufnehmen, wie seit über 10 Jahren nicht mehr. Auch gegenüber dem Vorjahr war ein deutlicher Anstieg von 789 Unfällen zu verzeichnen.
Ähnlich ist die Entwicklung der Unfälle auf den Autobahnen im Zuständigkeitsbereich des zur Polizeidirektion Heilbronn gehörenden Autobahnpolizeireviers Weinsberg. Im Jahr 2006 mussten die Autobahnpolizisten 815 Unfälle aufnehmen. 2007 waren es 1109. Gestiegen ist auch die Zahl der bei Verkehrsunfällen getöteten Menschen. Während im Jahr 2006 mit 28 (davon 5 auf der Autobahn) die niederste Zahl an Verkehrstoten seit über 30 Jahren zu beklagen war, verloren im vergangenen Jahr 34 Verkehrsteilnehmer (Autobahn 5) ihr Leben auf den Unterländer Straßen. Noch deutlicher ist die Entwicklung bei den Verletzten. Von 2006 auf 2007 stieg die Zahl der bei Verkehrsunfällen verletzten Personen um 107 auf jetzt 1896. Auf der Autobahn wurden 173 Menschen verletzt. Im Jahr davor waren es noch 152. Bleibt die Frage nach den Ursachen für diesen Anstieg der Verkehrsunfälle und deren Folgen.
Alleine durch die gestiegenen Zulassungszahlen, das Anzeigeverhalten der Unfallgegner oder die Aufnahmepraxis der Polizei, die seit einigen Jahren beispielsweise auch wieder vermehrt Kleinstunfälle und Wildunfälle aufnimmt, ist diese Zunahme sicher nicht zu erklären. Auffällig ist, dass bei immerhin 334 Verkehrsunfällen, meist mit schweren Unfallfolgen, Alkohol oder Drogen im Spiel waren. Für die Polizei ein Indiz dafür, dass auch in diesem Jahr die Bekämpfung dieser Unfallursachen mit Nachdruck, insbesondere durch gezielte Kontrollen, betrieben werden muss.
Hauptunfallursache bei den schweren Verkehrsunfällen, also bei den Unfällen, bei denen Menschen verletzt oder gar getötet werden, bleibt aber die zu hohe Geschwindigkeit. In enger Abstimmung mit den Kommunen und dem Landratsamt wird die Polizei deshalb auch 2008 die Geschwindigkeitskontrollen intensivieren. Eisele verwies in diesem Zusammenhang auf den „Pakt für mehr Verkehrssicherheit“, bei dem Städte und Gemeinden sowie Landratsamt und Polizei einvernehmlich im November 2007 eine enge Koordination und Kooperation bei den Geschwindigkeitskontrollen vereinbart haben. Die ersten gemeinsamen Kontrollaktionen haben bereits stattgefunden. Zudem rechnet die Polizeidirektion Heilbronn damit, dass in Kürze ein weiteres VIDEO-Motorrad und ein zusätzliches Lasermessgerät für gezielte Geschwindigkeitskontrollen zur Verfügung stehen werden. Natürlich wird die Polizei auch nicht nachlassen, zusammen mit der Unterländer Kreisverkehrswacht, durch Aufklärungsaktionen auf die Gefahren des Rasens hinzuweisen.
Leider zeigt aber die Erfahrung, dass Appelle an die Vernunft der Autofahrer nur dann fruchten, wenn anschließend Sanktionen folgen. „Eine Änderung können wir nur erreichen, wenn wir dort den Kontrolldruck erhöhen, wo es durch Raser immer wieder zu schweren Verkehrsunfällen kommt“, so Polizeichef Eisele.
Weitere Problemfelder im Bereich der Bekämpfung der Verkehrsunfälle sind einmal mehr die jungen Kraftfahrer und die Gurtmuffel. Nach wie vor fallen vorwiegend junge Männer zwischen 18 und 24 Jahre auf, die seit Jahren immer wieder überproportional an schweren Unfällen beteiligt sind. Schuld ist in aller Regel nicht die mangelnde Fahrpraxis, sondern der Alkohol- bzw. Drogengenuss oder/und zu schnelles Fahren. Auch Gurtkontrollen werden weiterhin notwendig sein, da trotz vieler Aufklärungskampagnen immer noch viele Fahrzeuginsassen auf den Lebensretter „Gurt“ verzichten. Immer wieder ist in Unfallmeldungen zu lesen, dass Fahrzeuglenker oder Beifahrer aus den Fahrzeugen geschleudert wurden, weil sie nicht angegurtet waren. Schwere Knochenbrüche, innere Verletzungen oder gar tödliche Verletzungen sind nicht selten die Folge. Betrachtet man die Zahl der Unfalltoten und der Verletzten, die oft auch für die Angehörigen unermessliches Leid mit sich bringen, wird deutlich, dass wir im Bereich der Unfallbekämpfung nicht nachlassen dürfen“, so abschließend Polizeidirektor Eisele.
Gezielte Geschwindigkeits-, Drogen-, Alkohol- und Gurtkontrollen werden deshalb 2008 wieder genau so verstärkt zum Repertoire der Polizei gehören, wie Aufklärungsaktionen und öffentliche Appelle an die Vernunft der Verkehrsteilnehmer.