„Hilfe, die Schule brennt": Dieser Ausruf war in den vergangenen Jahren öfter zu hören an Weinsbergs Schulen und verdankte seinen Ursprung glücklicherweise stets einer Feuerwehrübung. Damit im Ernstfall die Einrichtung nicht zur tödlichen Falle wird, rüstet die Stadt jetzt alle Gebäude unter brandschutztechnischen Aspekten nach.
„Natürlich gab's bislang auch schon Maßnahmen, doch wir passen jetzt alle Schulen dem neuesten Stand der Sicherheitstechnik an", erläutert Bürgermeister Stefan Thoma. Die Stadt ließ ein Brandschutzkonzept ausarbeiten, Kreisbrandmeister Uwe Vogel und die örtliche Feuerwehr fungierten als Berater. Die Überprüfung zeigte, dass am ältesten Schulgebäude, der Grundschule am Grasigen Hag in Weinsberg, erheblicher Handlungsbedarf besteht.
Ein großer Kranausleger ist aufgebaut. An diser Stelle beginnt die Sanierung mit dem Anbau einer Außentreppe als zweitem Fluchtweg. Bis zu 50 Meter kann das große rote Ungetüm in den Himmel ragen und Lasten bis zu vier Tonnen in die Höhe hieven. Ganz so hoch und schwer geht's allerdings bei der Grundschule nicht zu, bis die Stahlträgerkonstruktion aus Profilstahl mit Gitterroststufen ihren Bestimmungsort an der Ostseite des Altbaus erreicht hat. „Das ist der schönste Fluchtweg, den ich kenne", kommentiert schmunzelnd Andreas Hemmerlein von der Firma Metalltechnik Hemmerlein die Lage der Treppe zwischen Sandsteinbau und grüner Linde.
Parallel dazu wird in der Zehntgasse die Verkabelung installiert für die Brandmeldeanlage. Auch im Inneren des Gebäudes tut sich Einiges. „Das Treppenhaus und die Flure waren unter brandschutztechnischen Aspekten eine Katastrophe", gibt Thoma zu. Der Grund: Es hingen viele leicht entflammbare „Kunstwerke" von Schülern an den Wänden, Sofas luden als Kuschelecken zum Verweilen ein. Typischer Fall also für einen Kompromiss zwischen pädagogischen Aspekten der Arbeitsförderung und Brandschutz.
Auch im Bildungszentrum Rossäcker sind die Handwerker tätig. Im Altbau des Gymnasiums werden beispielsweise alle Oberlichter gegen neue Lichtquellen ausgetauscht. Der elektrische Hauptverteiler wird saniert, eine Fluchtbeleuchtung geschaffen. Und es werden Brandmelder im gesamten Rossäcker-Komplex installiert, die auf die Weinsberger Feuerwehr aufgeschaltet sind.
Für das gesamte Paket muss die Stadt Weinsberg am Grasigen Hag mit 100 000 Euro rechnen, im Bildungszentrum Rossäcker sogar mit einer halben Million Euro. Und damit sind die Arbeiten noch nicht beendet. Denn in den Sommerferien 2009 soll es weitergehen in den Grundschulen in Grantschen und in Gellmersbach. Erst dann hat die Stadt ihre Hausaufgaben, die sie sich selbst aufgegeben hat, in den Schulen erledigt.
Bild: Der neue zweite Fluchtweg fürs Gebäude am Grasigen Hag. (Foto: Freudenberger)