Claus Schmiedel: „Der gesellschaftliche Wandel macht vor der Feuerwehr nicht halt – Frauen und Migranten müssen auch hier stärker zum Einsatz kommen.“
Reinhold Gall: „Die Feuerwehrrente ist ein interessanter Ansatz, um dieses ‚besondere Ehrenamt‘ zu würdigen.“
Die SPD-Landtagsfraktion hat bei ihrem heutigen Feuerwehrtag im Plenum des Landtags mit gut 130 aktiven Brandbekämpfern aus dem ganzen Land über die Zukunft der Feuerwehren diskutiert. Claus Schmiedel, Vorsitzender der Fraktion lobte das Engagement der Ehrenamtlichen und stellte einleitend fest: „Der gesellschaftliche Wandel macht vor der Feuerwehr nicht halt – wir dürfen den Nachwuchs trotz beruflicher und familiärer Verpflichtungen nicht länger mit Mitte 20 verlieren und gleichzeitig müssen Frauen und Migranten stärker zum Einsatz kommen.“
Reinhold Gall, Parlamentarischer Geschäftsführer und Innenpolitischer Sprecher der Fraktion, blickt insbesondere nach Thüringen, wo dem Nachwuchsmangel mit der gesetzlich verankerten Feuerwehrrente entgegen gesteuert werden soll. „Hierbei zahlen das Land und die Kommunen für jedes ehrenamtliche Feuerwehrmitglied in einen Fonds ein, aus dem nach der aktiven Zeit eine monatliche Rente finanziert wird“, berichtete Lars Oschmann, Vorsitzender der Landesfeuerwehrverbandes Thüringen. „Die Feuerwehrrente ist ein interessanter Ansatz, um dieses ‚besondere Ehrenamt‘ zu würdigen“, befindet Reinhold Gall, der in seiner Fraktion die Übertragbarkeit dieses Konzepts auf Baden-Württemberg zur Diskussion stellen will.
Grundlegende Gedanken über die Zukunft der Feuerwehr machte sich Dr. Frank Knödler, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg. Nach seiner Auffassung werde die Spezialisierung in den Reihen der Feuerwehr zunehmen und der Generalist eher selten werden. Nach seiner Überzeugung werden aber auch im Angesicht der vielen modernen Weiterentwicklungen die „alten Werte“ bleiben, genauso wie „das Wasser zum löschen“. Und er sehe gute Chancen, dass sich in absehbarer Zukunft seine große Sehnsucht erfüllt: „Im Rauch sehen können“.
Auf einem guten Weg zeige sich die Entwicklung des Frauenanteils in den Feuerwehren. Dies wurde im Fachvortrag von Sabine Ehlen, Leiterin des Referats Frauenarbeit im Landesfeuerwehrverband Rheinland-Pfalz deutlich. Noch sei der Prozentsatz deutschlandweit einstellig, aber die Zahlen stiegen stetig. Sie appellierte an die Feuerwehrangehörigen, den Frauenanteil stärker sichtbar zu machen und Vorbildwirkungen strategisch zu nutzen. Nach ihrer Einschätzung hätten Frauen auch großes Potential in Führungspositionen, denn „guter Feuerwehrdienst ist nicht geschlechtsabhängig.“
Orhan Bekyigit, Migrationsbeauftragter des Deutschen Feuerwehrverbandes und Leiter der Werksicherheit im Werk- und Brandschutz bei der Heidelberger Druckmaschinen AG, wies auf die vielschichtigen Probleme hin, wenn es um Migranten in der Feuerwehr geht: „Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund liegt in Baden-Württemberg bei über 20 Prozent – in den Reihen der Feuerwehr liegt er schätzungsweise bei unter einem Prozent.“ Die Gründe hierfür lägen zum einen am schlechten Image der Feuerwehren in den meisten Herkunftsländern, aber auch an den mangelnden Kenntnissen über die Organisation der Feuerwehr in Deutschland. Diese fehlende Vertrautheit mit den hiesigen Strukturen führe im schlechtesten Fall zu fehlendem Vertrauen in Rettungssituationen – mit fatalen Konsequenzen. Er forderte die aktiven Feuerwehrmitglieder auf, vor Ort in Kontakt mit den Vereinigungen ausländischer Mitbürger zu treten und aktiv auf ein gegenseitiges Kennenlernen hinzuwirken – zum Nutzen beider Seiten.
Reinhold Gall, selbst Kreisverbandsvorsitzender und seit über 30 Jahren in den Reihen der Freiwilligen Feuerwehren aktiv, nahm aus der regen Diskussion einige Anregungen an die Politik auf: „Eine verpflichtende Brandschutzerziehung in der Grundschule wäre z.B. ein sinnvoller Schritt, um die Jugendlichen über beide Geschlechter und alle sozialen und kulturellen Grenzen hinweg für die Arbeit der Feuerwehr zu interessieren“. Dies eröffne die Chance, in einigen Jahren die Probleme von heute als gelöst betrachten zu können.
Dr. Roland Peter, Pressesprecher