Es ist Güglingens bedeutendstes kommunales Hochbauprojekt, und „für lange Zeit auch das letzte“, so Bürgermeister Klaus Dieterich. Der symbolische Spatenstich markierte jetzt den Baustart für das neue Feuerwehrhaus und den neuen Bauhof. Im Spätsommer 2005 sollen sie fertig sein.
Zunächst Sonnenschein, dann wieder Regengüsse und ein peitschender Wind: Wechselhaft wie das Wetter am Montagnachmittag war auch die Vorgeschichte des Projekts. Denn über den Bau eines neuen Domizils für die Feuerwehr wird in Güglingen seit 20 Jahren diskutiert. Damals wurde ein Anbau an das bestehende Gebäude mit dem Hinweis abgelehnt, dass Ende der 80er Jahre ohnehin ein Neubau vorgesehen sei. Schlappe 15 Jahre später wird er tatsächlich angepackt.
Gleichwohl mussten die Floriansjünger bis zuletzt zittern. In der jüngsten Gemeinderatssitzung, sechs Tage vor dem Spatenstich, hatte die FUW-Fraktion - wie berichtet - nochmals größte Bedenken angemeldet. Sie bezweifelt, dass die einst festgelegte Kostenobergrenze von 7,5 Millionen Mark (heute rund 3,8 Millionen Euro) eingehalten werden kann. Erst nach langer Debatte stimmte sie mehrheitlich der Vergabe der Bauaufträge zu - ein Verhalten, das bei Feuerwehrkommandant Manfred Rapp auf wenig Verständnis stieß. „Für uns ist nicht nachvollziehbar, was sich diese Leute denken mit ihrer permanenten Verzögerungstaktik“, kritisierte er vor zahlreichen Gästen.
Bürgermeister Dieterich („In diesen Zeiten ist es legitim, genau auf die Kosten zu achten“) geht davon aus, dass man mit den anvisierten Kosten auskommen wird. Er wies darauf hin, dass Verwaltung und Gemeinderat zugleich daran gelegen ist, „vorbildlich zu bauen“. Dachbegrünung, niedriger Energiebedarf, eventuell auch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Bauhofs sind dazu die Stichworte. Das Vorhaben, Erdwärme aus dem Abwasserkanal nutzbar zu machen, wurde wegen der Kosten wieder verworfen.
Der Standort im Gewerbegebiet Ochsenwiesen steht seit Jahren fest. „Es gibt keinen zentraleren Platz auf unserer Markung“, unterstrich Klaus Dieterich - zumal hier später auch die neue Zabertalstraße verlaufen werde. Dass in unmittelbarer Nachbarschaft eine große römische Siedlung samt Mithras-Heiligtum ausgegraben wurde, hat das Projekt nicht gefährdet, aber doch verzögert. Der Baubeginn wurde nochmals verschoben.
Regierungsvizepräsident Horst Rapp sagte dafür Dank: „Nicht überall stoßen wir auf so viel Verständnis.“ Die 300 000 Euro, die das Land für die Feuerwehr zuschießt, nannte er eine „große Summe“. Immerhin ist die Feuerwehrförderung angesichts leerer Kassen stark zurückgefahren worden: von einst 35 auf jetzt noch 19 Millionen Euro. Doch bei der Wehr, so Rapp, „muss die Sparsamkeit ihre Grenzen haben“ - im Interesse der Bevölkerung.
Den „finanziellen Klimmzug“ der Stadt anerkannte auch FDP-Bundestagsabgeordneter Harald Leibrecht, der auch für die Landtagskollegen Friedlinde Gurr-Hirsch (CDU) und Ingo Rust (SPD) sprach.
Heilfroh, dass endlich gebaut wird, ist Gesamtwehrkommandant Manfred Rapp. Er erinnerte daran, dass schon 1989 der Neubau beantragt worden sei. „Danach ging es Schlag auf Schlag“, so Rapp ironisch: „Ein Tiefschlag nach dem anderen.“ Das neue Gebäude werde funktionell und solide sein. „Wir wollten keinen Palazzo Feurio.“
Kleine Missstimmung am Rande: Am Morgen des Spatenstichs war es zwischen Bürgermeister Dieterich und Architekt Dieter Guttenberger in der Frage, zu welchen Konditionen Guttenberger die Bauleitung übernimmt, zu Differenzen gekommen. Daraufhin strich Dieterich das Grußwort des Architekten kurzerhand aus dem Programm.
Foto: Im Spätsommer 2005 sollen Feuerwehrhaus und Bauhof fertig sein: Bürgermeister, Politiker und Vertreter von Stadt und Feuerwehr beim symbolischen ersten Spatenstich in den Ochsenwiesen. (Foto: Monika Scheffler)