Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Siegelsbacher war der "Master of Desaster"

von Steffan Maurhoff HSt

Die Szenerie auf dem Stuttgarter Flughafen war schauderhaft: Tote, wimmernde Verletzte, Rauch über einem Flugzeugwrack. Inmitten umherwuselnder Helfer stand Andreas Rudlof aus Siegelsbach, konzentriert, aber gelöst. Seine Aufgabe? „Ich bin der Master of Desaster.“

Flapsig umschrieb er damit seinen ansonsten sehr ernsten Job: Koordinator der Großübung „Filder Airport 2005“, der größten, die der Stuttgarter Flughafen je gesehen hat. Über 1000 Menschen waren daran beteiligt, und die Fäden liefen bei Rudlof als Sachgebietsleiter des Flughafens für Feuerwehrverwaltung und Notfallmanagement zusammen.

Der hatte das Inferno ein gutes dreiviertel Jahr lang geplant und organisiert, um mit 650 Einsatzkräften, 150 Einsatzfahrzeugen und rund 140 Verletzten-Darstellern realitätsnah durchzuspielen, wie im Ernstfall schnellstmöglich zu reagieren ist. Ein gigantischer Test für bestehende Notfallpläne. Beteiligt waren neben der Flughafenfeuerwehr freiwillige Wehren aus den Anrainergemeinden, die Deutsche Rettungsflugwacht, das DRK, die US-Feuerwehr am Flughafen, Polizei, Bundesgrenzschutz, Staatsanwaltschaft . . .

Mit im Getümmel: eine Delegation von Feuerwehrleuten aus dem Unterland und dem Kraichgau mit Kreisbrandmeister Hans-Wilhelm Hansmann. Man wollte sich mal anschauen, was der Feuerwehrkamerad aus Siegelsbach da auf die Beine gestellt hatte.

„Einsatzleitung Rudlof kommen.“ Ständig hatte der das Ohr am Walkie-Talkie. In der anderen Hand das Handy und eine Kamera, beobachtete er ab der Alarmierung um 14 Uhr konzentriert das Geschehen. Die Übungsannahme: Eine anfliegende Maschine kollidiert mit einem Flugzeug, das nach einem Missverständnis zwischen Pilot und Tower zu früh auf die Startbahn gerollt ist. An mehreren Schadensstellen wurde dieser Ernstfall geprobt - jenseits des Rollfeldes und während des laufenden Flughafenbetriebs. Gut möglich, dass mancher Passagier in den einfliegenden Maschinen beim Blick aus dem Fenster über das Flimmern der Blaulichter und Wimmeln der Retter, Verletzten-Darsteller und Übungsbeobachter - gelinde gesagt - staunte.

Die Ruhe bewahrte bei alledem Andreas Rudlof. Als das geplante Chaos entfesselt war, war er der mobile Leitstand. Eine Anweisung hier, eine Koordination da, ein Scherz zwischendurch: „Ich bin hier ein freies Atom“, managte der Siegelsbacher die Lage. Da bewährte sich eine gewisse Routine von seiner bereits dritten Großübung dieser Art. Trotzdem: „Ein, zwei Stunden vorher hatte ich dann doch ein bisschen Lampenfieber.“ Schließlich galten die strengen Rahmenbedingungen der internationalen zivilen Luftfahrtorganisation ICAO.

Nach gut zweieinhalb Stunden Einsatz entspannte sich die Lage und mit ihr Rudlof: Reaktionszeiten und Übungsverlauf waren gut. Genaue Ergebnisse wird es allerdings erst in ein paar Wochen geben, wenn die 16 externen Schiedsrichter ihr Urteil gefällt haben.

Übrigens: Die Wahrscheinlichkeit, dass eintritt, was am Samstag auf dem Stuttgarter Flughafen geprobt wurde, ist sehr gering: „Riskanter ist ein Zug an der Zigarette. Auf jeden Fall die Heimfahrt auf der Autobahn“, versicherte Flughafen-Geschäftsführer Walter Schoefer.