Sie sind von Beruf Schornsteinfeger, Zerspanungsmechaniker oder Gas-Wasser-Installateur. Doch sie können viel mehr als mit Werkzeugen oder der Kaminbürste umgehen. Denn für 16 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Eberstadt, ihren Kommandanten Marco Hinner und zwei Floriansjünger aus Weinsberg steht am kommenden Wochenende ein besonderer Höhepunkt ihrer ehrenamtlichen Karriere an: Sie legen die Prüfung zum Sanitätshelfer ab, um bei den Einsätzen der Helfer-vor-Ort-Gruppe, die strukturtechnisch bei der Feuerwehr angesiedelt ist, noch besser zum Lebensretter werden zu können. Also nicht nur Menschen selbstlos bei einem Brand zu retten, sondern auch bei medizinischen Notfällen als erste am Ort zu sein und fachmännisch zu helfen.
Hinter den jungen Leuten, unter denen auch drei Feuerwehrfrauen sind, liegt eine intensive Fortbildung mit 48 Unterrichtseinheiten. Geleitet vom ASB-Rettungsdienst und zusätzlich unterstützt vom Eberstädter Arzt Ingo Frers. Die sogenannte Ersthelferausbildung muss jeder Feuerwehraktive absolvieren und sich durch Fortbildungen auf dem Laufenden halten. Doch was die Kameraden jetzt gelernt haben, ging weit darüber hinaus. Schließlich wurden sie seit Gründung der Gruppe im September vergangenen Jahres auch schon zu Herzinfarkten gerufen.
Gaffer Also erklärten ASB-Ausbilder Roland Schmitt und Andreas Volk beispielsweise auch, wie ein Patient in den Rettungswagen zu tragen ist. Vom engen Treppenhaus oder dem Unfallort bis hinein in den Rettungswagen. „Nicht vergessen, die Person etwas abzudecken, um sie vor neugierigen Blicken weitmöglichst zu schützen“, greift Schmitt das unangenehme Thema Gaffer auf. Vermittelt wurden außerdem anatomische, physiologische und pathophysiologische Kenntnisse, dazu die Reanimation bei Erwachsenen und Kindern. Ein breites Spektrum, für das die Wehrleute nun nochmals pauken müssen, um sowohl die praktische als auch die theoretische Prüfung zu bestehen.
Apropos Praxis: Nicht für alle Kursteilnehmer waren die Lehrinhalte berufsfremd. Carolin Schmitt beispielsweise studiert Medizin, Lisa Schilling ist examinierte Krankenschwester. „Trotzdem habe ich einiges dazu gelernt, etwa die notfallärztliche Versorgung im häuslichen Bereich“, freut sich Schilling. Die Motivation der 25-Jährigen für diese erweiterte ehrenamtliche Tätigkeit: Sie arbeitet gerne im Team, im Dienst am Menschen.
Mediziner Ingo Frers, der seit der Gründung der Helfer-vor-Ort-Gruppe zum Team gehört, ist voll des Lobes: „Sie sind alle hervorragend motiviert, fleißig und auf einem professionellen Qualifikationsniveau.“
Beruhigung Das verdankt die Gruppe aber nicht nur der Ausbildung. In den wenigen Monaten ihrer Tätigkeit waren sie bereits über 50 Mal im Einsatz, und zwar rund um die Uhr. „Wir werden bei jedem Einsatz eines Rettungswagens mit Blaulicht in Eberstadt und seinen Ortsteilen mitalarmiert“, weiß Marco Hinner. Eine große Beruhigung also für alle Bürger, denn die Anfahrtsdauer des Rettungswagens von Heilbronn aus könnte im Einzelfall sonst kritisch werden.
Bild: Auch das Einschieben der Trage in den Rettungswagen will gelernt sein. In Eberstadt werden Feuerwehrleute zu Sanitätshelfern ausgebildet. (Foto: Karin Freudenberger)