Sie sind in einer Männerdomäne aktiv und lieben die Herausforderung, auch bei gefährlichen Einsätzen „ihren Mann zu stehen“: Frauen bei der Feuerwehr. Jennifer Schäfer und Stefanie Wulle aus Wüstenrot zählen zu den 110 weiblichen Mitgliedern, die im Landkreis Heilbronn im Einsatz sind. Ein Leben ohne Feuerwehr, das wäre für Jennifer Schäfer unvorstellbar. Seit neun Jahren ist sie Mitglied bei der Wüstenrot Wehr, davon zwei Jahre bei den Aktiven. „Meine Freundinnen finden es übertrieben, dass ich täglich bei der Feuerwehr bin“, erzählt die 19-Jährige, die oft im Magazin in Weihenbronn anzutreffen ist. Für die angehende Verwaltungsfachangestellte ist der Weg vom Rathaus, wo sie gerade ihre Ausbildung absolviert, zum neuen Gerätehaus ein Katzensprung. Das ist auch der Grund, warum Jennifer Schäfer künftig für Einsätze an der Kommandozentrale vorgesehen ist. „Es hat gedauert, bis ich die ganze Technik kapiert habe“, berichtet sie freimütig über ihre neue Aufgabe, die sie mit großem Stolz erfüllt: „Es ist schon etwas Besonderes, wenn man mit einer so verantwortungsvollen Aufgabe betraut wird.“ Mit derselben Begeisterung betreut sie als Jugendgruppenleiterin den Nachwuchs. Dazu hat sie eigens einen Lehrgang absolviert. Die Prüfung zur Grundausbildung will sie noch dieses Jahr ablegen.Die zweite Frau bei der Wehr in Wüstenrot, Stefanie Wulle, hat diese nebst Funkerlehrgang bereits absolviert. Die gelernte Bankkauffrau arbeitet derzeit als Zeitsoldatin. „Für mich war das Reizvolle, mich in einer Männerdomäne zu behaupten. Außerdem ist das Tätigkeitsfeld bei der Feuerwehr sehr vielseitig“, nennt die 21-Jährige die Gründe, sich einzubringen. Während sie sämtliche Übungen mitmacht, gibt es für Jennifer Schäfer ein großes Tabu: „Ich mache alles mit außer den Atemschutz-Übungen, weil ich im dunklen Käfig Platzangst bekomme.“ Die jungen Frauen werden von ihren männlichen Kollegen - das Verhältnis in Wüstenrot ist 2:130 - als vollwertige Mitglieder angesehen. „Frauen sind in manchen Dingen sogar versierter als Männer, vor allem im Umgang mit traumatisierten Unfallopfern“, sagt etwa Jörg Braunwald (19) aus Neuhütten. Kamerad Joachim Sinn (22) sieht das genauso: „Frauen können genau dasselbe leisten wie Männer, sofern sie die Lehrgänge besuchen.“Dass Frauen bei Lehrgängen sogar besser abschneiden als ihre männlichen Kollegen, zeigt auch die Statistik. „In der theoretischen Ausbildung sind Frauen den Männern überlegen“, weiß Kreisbrandmeister Hans-Wilhelm Hansmann. Wie man Frauen vermehrt für die Feuerwehr gewinnt, sei die große Frage und Themenschwerpunkt der 46 Feuerwehren im Landkreis Heilbronn. Zum 31. Dezember 2004 taten insgesamt 110 Frauen Dienst und 3919 Männer. Hansmann räumt ein, dass die Rahmenbedingungen für Frauen auch stimmen müssten. Diese seien in 30 bis 40 Jahre alten Magazinen nicht gegeben, denn dort würden Damenumkleidezimmer und -toiletten fehlen. Das Thema „Frauen in der Feuerwehr“ wird in Zukunft noch aus einem anderen Grund verstärkt eine Rolle spielen. „Wir werden Frauen künftig noch mehr brauchen, weil die Tagespräsenz bei Männern oftmals schwierig ist“, weiß Helmut Bäuchle von der FFW Wüstenrot.