Fragen und Antworten zur Nachrüstung des Schemelsbergtunnels – Unglücke wie in den Alpen sollen sich nirgendwo wiederholen.
Ab 2017 soll der Schemelsbergtunnel (B39) bei Weinsberg sicherheitstechnisch auf den aktuellen Stand gebracht werden. Wie berichtet, werden dann über mehrere Monate Sperrungen notwendig sein. Die detaillierte Planung erfolgt erst noch. Auf offene Fragen antworten Thomas Thullner, Leiter des Amts für Straßen und Verkehr im Landratsamt, und Robert Hamm, Sprecher des Regierungspräsidiums in Stuttgart.
Welche technischen Neuerungen sind geplant?
Die Notstromversorgung soll künftig komplett über Batterien laufen, moderne Messgeräte überwachen die Luftschadstoffe, LEDs auf den Bordsteigen zeigen Fluchtwege auch im Rauch an. Über Lautsprecher können Menschen im Notfall angesprochen und informiert werden. An den Portalen werden Schranken im Notfall die Zufahrt verhindern. Kameras sollen Bilder live an eine Leitstelle übertragen.
Eine Tunnelleitstelle gibt es noch nicht. Was ist hier geplant?
Die Landkreise müssen die Überwachung ihrer Tunnel sicherstellen. Um eine kostengünstige 24-Stunden-Überwachung zu ermöglichen, könnten mehrere Landkreise zusammen eine Leitstelle betreiben. Die Polizei wird solche Aufgaben nicht übernehmen. Alternativ wäre eine Erweiterung der für Autobahntunnels zuständigen Leitstelle in Stuttgart möglich. Das Verkehrsministerium befindet sich noch in der Diskussion mit den Landkreisen.
Wie läuft die Alarmierung bisher?
Nur bei einem Brandalarm geht das Signal automatisch an die integrierte Leitstelle der Feuerwehr in Heilbronn, an das Polizeirevier Weinsberg sowie an den Betriebselektriker des Landratsamts. Bei anderen Vorfällen erfolgt die Alarmierung über die Notrufsäulen.
Wie soll der Fluchtstollen gebaut werden? Wird er befahrbar sein?
Der rund 300 Meter lange Fluchtstollen wird mit Sprengungen und Baggereinsatz in den Berg getrieben. Er wird maximal groß genug für ein Rettungsfahrzeug sein. An zwei Stellen soll die Hauptröhre mit dem Stollen verbunden werden.
Was wird das kosten?
Absehbar ist ein sieben- bis achtstelliger Euro-Betrag. Detaillierte Planungen gibt es bisher nicht. Zahlreiche Erneuerungen – darunter das Licht – sind nach 25, 30 Jahren aber ohnehin notwendig. Zum Vergleich: Der Bau des Tunnels schlug 1990 mit 29,5 Millionen Mark zu Buche.
Sind die geplanten Sicherheitsvorkehrungen nicht überzogen?
Grundlage für die Nachbesserungen sind die Richtlinien für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunneln (RABT) von 2006. Die Vorgaben waren aufgrund von Tunnelbränden in den Alpen überarbeitet worden. Dort zeigte sich, dass die hohen Temperaturen bei einem Brand fatale Folgen haben können, Rettungskräfte kaum zur Unfallstelle vorrücken konnten. In so einem Fall soll niemand mehr als 150 bis 200 Meter laufen müssen, um sich aus dem Tunnel zu retten.