Gerd Glasbrenner setzt die Nebelmaschine in Gang. Dichter Qualm macht sich im Massenbacher Schulhaus breit. Der Fluchtweg für die 85 Mädchen und Jungen ist versperrt - es bleibt nur der Rettungsweg über das Fenster. Die Feuerwehr probt mit den Grundschülern den Ernstfall.
Die Massenbacher Kinder sind an diesem Samstagvormittag ganz aufgeregt. Heute proben sie zusammen mit der örtlichen Feuerwehr den Brandfall.
"Ich hab Bauchkribbeln", sagt Anja aus der dritten Klasse. Und auch ihre Nebensitzerin Esra ist ganz aufgeregt: "Ich glaube, ich geh nicht zum Fenster raus", sagt das Mädchen. Lisa dagegen ist ganz mutig: "Ich hab keine Angst, schließlich ist es ja nicht ernst. "
Die ganze Woche drehte sich in der Massenbacher Grundschule alles um die Feuerwehr. Regelmäßig trainieren die Lehrerinnen um Schulleiterin Gretel Seibert das Verhalten bei Feuer.
Doch das Training zusammen mit der Feuerwehr ist schon was Besonderes, denn es findet nur alle vier Jahre statt. "Jedes Grundschulkind muss einmal mitgemacht haben", so Gretel Seibert.
Die angenommene Situation ist schnell erklärt: Im Rektorat, das sich im Obergeschoss befindet, bricht ein Brand aus. Dadurch wird für die Kinder, die ihre Klassenzimmer auf der selben Etage haben, der Fluchtweg über die Treppe versperrt.
Gretel Seibert wählt die 112, wenige Sekunden später erklingt die Sirene über den Massenbacher Dächern.
Binnen fünf Minuten braust das Feuerwehrauto aus Massenbach und fast zur gleichen Zeit eine Gruppe von Floriansjüngern aus der Kernstadt Schwaigern an. Die Männer springen aus den Fahrzeugen und holen die langen Leitern vom Dach.
Währenddessen rüsten sich vier weitere Feuerwehrmänner mit Atemschutzgeräten aus und stürmen ins Schulhaus.
Schnell sind die vier Leitern an die rund vier Meter hohen Fenster gestellt. Während jeweils ein Feuerwehrmann im Klassenzimmer die Kinder beim hinaussteigen sichert, steigt ein weiterer Feuerwehrmann die Leiter hinauf und nimmt die Massenbacher Sprösslinge einen nach dem anderen entgegen und begleitet sie auf den sicheren Boden.
Dort, im Schulhof, haben sich unterdessen zahlreiche Zaungäste, zumeist Eltern, versammelt. Feuerwehrmann Timo Schweizer, der selbst schon in Massenbach zur Grundschule ging, hat für die Übung gerne frei genommen.
Er will den Kindern so die Angst nehmen - und außerdem kann seiner Meinung nach auch die Feuerwehr nie genug üben. Schade findet der Gesamtkommandant der Schwaigerner Feuerwehr, Albert Decker, dass von allen Schwaigerner Schulen nur die Grundschule in Massenbach bereit ist, für eine solche Übung an einem Samstagvormittag Unterricht zu machen.
Er will von seinen Männern nicht verlangen, dass sie für eine Schulübung an einem Wochentag extra Urlaub nehmen müssen.
Inzwischen sind fast alle Kinder auf sicherem Boden "gelandet". Doch Lisa hat inzwischen der Mut verlassen.
Sie feilscht mit ihrer Klassenkameradin Katharina um den letzten Rang, und als die Schulleiterin selbst schlussendlich den ungewöhnlichen Ausstieg geschafft hat, werden Kinder, Lehrer und Feuerwehrleute mit Applaus belohnt.
Dann gibt's noch Demonstrationen mit dem Sprungretter und viel Wissenswertes über die Betätigung eines Feuerlöschers, über das richtige Löschen eines Fettbrandes und über die Informationen, die beim Notruf wichtig sind.