Bei einem Zusammenstoß zweier Regionalzüge sind gestern Mittag bei Schrozberg im Kreis Schwäbisch Hall sechs Menschen getötet und 25 verletzt worden. Unter den Todesopfern des Unglücks sind auch die beiden Lokführer.
Zu der Ursache des Unfalls und zur Geschwindigkeit der mit insgesamt 31 Passagieren besetzten Züge wurden keine konkreten Angaben gemacht. Die Einsatzkräfte der Polizeidirektion Schwäbisch Hall vermuteten zunächst einen Defekt an einer Signalanlage. Das Eisenbahn-Bundesamt schließt einen Fehler am Gleis aus. „Die Ermittlungen konzentrieren sich auf die Stellwerke Schrozberg und Niederstetten“, erklärte das Bundesamt.
Rettungskräfte, Polizei, Bundesgrenzschutz und Staatsanwaltschaft waren mit einem Riesen-Aufgebot vor Ort. Allein die Polizei war mit 208 Beamten im Einsatz. Unterstützung kam auch aus den Direktionen in Heilbronn und Künzelsau.
Die beiden Züge kollidierten gegen 12.15 Uhr auf einem Bahndamm an der eingleisigen, nicht elektrifizierten Strecke zwischen den Bahnhöfen Schrozberg und Niederstetten. Nach Polizeiangaben kippten beide Züge - ein Triebfahrzeug der Bauart VT 628 sowie eine Diesellok des Typs 218 - nach dem Zusammenprall sofort seitlich um. Dabei stürzte die zertrümmerte Diesellokomotive des Regionalexpress 19 534, der von Aschaffenburg nach Crailsheim fuhr, eine etwa fünf Meter tiefe Böschung hinunter. Von den insgesamt vier angehängten Waggons entgleiste einer. Der in Gegenrichtung fahrende Regionalexpress 19 533 blieb nach dem Zusammenprall schwer beschädigt auf der Bahnstrecke liegen.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) reagierte mit Bestürzung. „Ich bin zutiefst erschüttert“, sagte er. Bahnchef Hartmut Mehdorn erklärte: „Unser Mitgefühl gilt jetzt den Opfern und den Angehörigen.“ Die Bahn versprach schnelle und unbürokratische Hilfe.
Trotz des Zusammenstoßes hält der deutsche Fahrgastverband Pro Bahn eingleisige Strecken nicht für ein generelles Sicherheitsrisiko. Grundsätzlich seien diese Abschnitte mit Signaltechnik gesichert, sagte der Vorsitzende Karl-Peter Naumann. Dennoch könne es wegen menschlichen oder technischen Versagens zu Unfällen kommen, die bisher aber sehr selten seien.
Die Neckarsulmer Feuerwehr war nach dem Zugunglück mit einem Notfallseelsorger und einem Einsatzleitwagen vor Ort. Der Kreisverband Hohenlohe des Deutschen Roten Kreuzes half mit einem Notarzt und mehreren Rettungswagen. Ein mittelschwer Verletzter wurde ins Künzelsauer Krankenhaus gebracht. Auch die Kliniken in Crailsheim, Schwäbisch Hall und Bad Mergentheim nahmen im Laufe des Tages Opfer auf. (dpa/red)