Laut heulen die Sirenen über den Dächern von Massenbach, Stetten und Niederhofen. Die Piepser schlagen bei den Schwaigerner Wehrmännern Alarm. Gesamtkommandant Albert Decker hat am Mittwochabend seine Männer zur unangekündigten Übung ins Schwaigerner Industriegebiet gerufen.
Helmut Gogel aus Massenbach will sich gerade die Nachrichten ansehen, als über den Dächern des Schwaigerner Teilortes der Alarm losheult. Um 18.55 Uhr ist's vorbei mit dem gemütlichen Abend. „Brand in der Dieselstraße 10 in Schwaigern“, hören die Feuerwehrmänner über die Funkgeräte.
Dort, im Industriegebiet, warten bereits Kommandant Decker und Firmeninhaber Rüdiger Heiche. Dieser hatte angeregt, in seinem Betrieb die Übung abzuhalten.
In der Firma werden Oberflächen veredelt und dabei ätzende Stoffe verwendet. „Falls es einmal zu einem Ernstfall kommt, ist mir aus Sicherheitsaspekten wichtig, dass die Feuerwehr die örtlichen Begebenheiten kennt“, sagt Heiche. Kaum hat er den Satz beendet, saust um Punkt 19 Uhr auch schon das erste Fahrzeug der Schwaigerner Wehr in den Hof.
Schnell haben zwei der Männer die Atemschutzmasken über das Gesicht gezogen, die Sauerstoffflaschen geschultert und rennen los. „Die Menschenrettung ist vorrangig“, sagt Stettens Abteilungskommandant Werner Sailer. Sieben Firmenmitarbeiter sind „verletzt“ und befinden sich noch in dem Gebäude.
Ruckzuck werden die Schläuche für die Wasserversorgung aufgerollt, da kommt um 19.08 Uhr der Einsatzwagen der Abteilung aus Stetten an. Nur eine Minute später folgen die Männer aus Massenbach, und um 19.10 Uhr ist die Wehr mit dem Eintreffen der Niederhofener Abteilung komplett.
Die Wehrmänner vermuten, dass die ölgefüllten Stromgleichrichter, die die galvanischen Becken mit Strom versorgen, in Brand geraten sind. Im Wechsel betreten die Wehrmänner mit den Atemschutzmasken das Firmengebäude.
300 Bar zeigt das Messgerät an der Sauerstoffflasche an, das der Feuerwehrmann immer im Blick haben sollte. Bei 50 Bar muss er den Rückweg antreten. Lars Erath aus Massenbach notiert genau, wann die Atemschutzträger das Gebäude betreten und es wieder verlassen.
In den verwinkelten Räumen des Betriebes müssen die Feuerwehrmänner bei der Suche nach den „Verletzten“ jede Ecke unter die Lupe nehmen. Erschwerend kommt hinzu, dass ein Kurzschluss das Licht wegnimmt und die Sicht durch die starke Rauchentwicklung sehr schlecht ist. 20 Minuten nach der Alarmierung ist der letzte „Verletzte“ geborgen. Etwa zehn Minuten später ist dann auch das „Feuer unter Kontrolle“, hält Decker fest.
Der Drucklüfter zieht den Rauch ab, und die ausgelaufenen Säuren werden aufgenommen. Inzwischen hat die Schwaigerner Ortsgruppe des DRK die „Verletzten“ erstversorgt. Verbrennungen an den Armen und Händen sowie eine Kopfverletzung sind notversorgt, der Krankenwagen ist gerufen.
Bei der Übung ist alles gut gegangen. Dennoch gibt es Verbesserungsmöglichkeiten. Diese werden nach der Führung durch den Betrieb mit der Einsatzleitung diskutiert.