Großbrand in Löwenstein, schwerer Verkehrsunfall mit drei toten jungen Fußballern zwischen Kirchardt und Bad Rappenau-Fürfeld, Unwetter, Personensuche 2076 Mal rückten die Freiwilligen Feuerwehren des Landkreises Heilbronn im vergangenen Jahr aus, um Menschen in Not zu helfen. Das ist eine Steigerung im Vergleich zu 2009 um 23 Prozent (Grafik).
Der Heilbronner Landrat Detlef Piepenburg lobte bei der Dienstversammlung der Wehren in Weinsberg deren große Einsatzbereitschaft. Alle vier Stunden wird über Funk ein Alarm ausgelöst. 158 Menschen wurden 2010 aus lebensbedrohlichen Lagen befreit. Der Chef der Kreisbehörde zollte den Floriansjüngern für diesen freiwilligen Dienst am nächsten großen Respekt: "Bei solchen Einsätzen wird man mit Schwerstverletzten und Toten konfrontiert. Das geht unter die Haut. Das nimmt man wochenlang mit in den Schlaf."
Glück und Können
Das Feuer im Bergstädtchen sei eines der schlimmsten der vergangenen Jahrzehnte gewesen. Löwenstein, so der Landrat, habe großes Glück gehabt. Die Wehren hätten verhindert, dass die Kommune kein Desaster erlebt habe, lobte Kreisbrandmeister Uwe Vogel. 300 Kameraden waren mit drei Drehleitern und etlichen weiteren Sonderfahrzeugen im Einsatz, um das Feuer in enger Baulage niederzukämpfen. Trotz solcher spektakulären Ereignisse zeigt die Statistik, dass die Brandfälle mit 433 im vergangenen Jahr nahezu auf dem Niveau von 2009 geblieben sind, die technische Hilfe hingegen die Feuerwehren weit häufiger bindet.
1118 Mal mussten die Kameraden etwa zu Unfällen ausrücken. "Wir können nur erahnen, was die Angehörigen empfinden", erinnerte der stellvertretende Kreisbrandmeister Hermann Jochim aus Neckarsulm an den schrecklichen Verkehrsunfall Mitte Juli auf der Bundesstraße 39 bei Kirchardt mit drei Toten und zwei Schwerverletzten. Uwe Vogel: "Ich kann mich nicht erinnern, im Landkreis Heilbronn jemals einen so schweren Unfall erlebt zu haben. Das war eine außerordentliche Belastung auch für die Helfer."
Bei solchen Unfällen seien rasche Eintreffzeiten enorm wichtig. "Die neue Alarm- und Ausrückeordnung wird diese Situation noch weiter verbessern", betonte Vogel. Wie berichtet soll am Jahresende die integrierte Leitstelle für Rettungsdienste und Feuerwehren eingeweiht werden. Wichtig sind dabei standardisierte, identische und automatisierte Abläufe, die für alle Wehren im Landkreis gelten.
"Jeder Bürger soll bei vergleichbaren Notfällen die gleiche Hilfe erhalten", sagte der Kreisbrandmeister. Und Piepenburg ergänzte mit Blick auf die Befindlichkeiten mancher kleiner Wehren: "Es besteht kein Grund zur Sorge. Ich hoffe, die Vorbehalte sind ausgeräumt." Falls nicht, so appellierte Hermann Jochim an die Kritiker, bei den Tatsachen zu bleiben. Frei übersetzt: Wer die Tagesverfügbarkeit nicht gewährleisten könne, müsse sich auch künftig von den größeren Wehren helfen lassen.
Kein Mädchen für alles
Der Chef des Kreisfeuerwehrverbands, Reinhold Gall, beklagte, dass die Wehr in mancher Hinsicht "Mädchen für alles" geworden sei. "Unser Ehrenamt hat dort seine Grenzen, wo es auf die Bequemlichkeit des Einzelnen trifft oder auf die Unfähigkeit, sich selbst bei Kleinigkeiten einmal selbst zu helfen." Nachbarschaftshilfe könne manchen Einsatz vermeiden.