Vor 100 Jahren, in der Nacht vom 21. auf den 22. Mai 1905, brannte es in Schwaigern lichterloh. Ein ganzes Stadtviertel in dem mittelalterlich eng bebauten Stadtkern wurde damals ein Raub der Flammen. Zur Erinnerung an das Feuer vor 100 Jahren gibt es ab 8. Mai eine Sonderausstellung.
Als am frühen Morgen des 22. Mal 1905 der Tag graute, wurde das ganze Ausmaß der nächtlichen Brandkatastrophe sichtbar: Zwischen Marktplatz und Kirchplatz, von der Markstraße hin zum Schloss, stand kein Haus mehr. Überall nur rauchende Trümmer. Auf einem Areal 70 mal 50 Meter waren in der Nacht 19 Wohnhäuser und 26 Nebengebäude bis auf die Grundmauern abgebrannt.
Binnen weniger Stunden waren 32 Familien obdachlos geworden. Unter den zerstörten Gebäuden befand sich auch das 1693 erbaute Rathaus in der Marktstraße und die beiden Gastwirtschaften ,,Rose? und ,,Sonne?, die direkt am Marktplatz lagen.
Von dort soll der Feuersturm kurz vor Mitternacht auch seinen Ausgang genommen haben. Brandstiftung wurde vermutet. Doch obwohl von der Versicherungsgesellschaft und der Stadtverwaltung zusammen 600 Mark Belohnung ausgelobt worden waren, konnte der vermeintliche Brandstifter nie ermittelt werden. Bereits am 10. Juni, lagen schon Pläne für die Neubebauung vor. Oberamts-Straßenmeister Eberle, Katastergeometer Karr und Regierungsbaumeister Moosbrugger hatten Vorschläge ausgearbeitet. Die Stadtverwaltung entschied sich schließlich für den Plan von Eberle. Unter anderem auch deshalb, weil er vorsah, dass die drei Marktplatz-Anrainer Gasthaus ,,Sonne?, (Bauer Karr) und Gasthaus ,,Rose? an ihrem bisherigen Standort verbleiben sollten.
Die drei Familien hatten sich nämlich beharrlich geweigert, einen anderen Platz zu akzeptieren. Außerdem wurden allein für Keller-Entschädigungen 6000 Mark eingespart. Am 8. Juli wurde der Gesamtplan vom Stadtrat abgesegnet. Schon kurz vorher hatte die am 14. Juni aufgestellte Kommission ,,die gesamte Area des abgebrannten Stadtteils angekauft?. Von 31 Besitzern- wurden für 14 665 Mark 29 Ar erworben. Hinzu kamen Entschädigungen für die Keller von 8010 Mark und Aufwand für das Abräumen des Schutts von 4000 Mark.
Das an der Ostseite des Marktplatzes auf den alten Gewölbekellern errichtete Gebäude-Ensemble prägt noch heute das Bild der Schwaigerner Innenstadt. Das Eckgebäude der ,,Sonne? war noch bis nach dem Krieg eine gut gehende Wirtschaft. Heute ist es ein Wohn- und Geschäftshaus. In der ,,Rose? der Familie Krauß wurde schon ein Jahr nach dem Brand wieder Bier und Wein ausgeschenkt. 1921 dann hat ein Kleingartacher Metzger namens Schweizer in die Familie Krauß eingeheiratet. Vierzig Jahre später schloss auch die ,,Rose? für immer ihre Pforten. Doch die Metzgerei Schweizer gibt es an gleicher Stelle heute noch.
Am 8. Mal um 15 Uhr eröffnet der Heimatverein in der ,,Alten Stadtkelter? anlässlich des 100. Jahrestags des Brandes von 1905 elne Sonderausstellung zum Thema ,,Brandkatastrophen in Schwaigern?. Viele interessante Exponate aus den Archiven der Schwaigemer Feuerwehren bereichern die Ausstellung.
Fotos: Archiv Stadtverwaltung