Es gibt eine Plakatwerbung des Roten Kreuzes, da versucht ein rotgewandeter Helfer einer antiken Skulptur den Armstumpf zu verbinden. Darunter steht: „Wir können nicht anders“. Herbert Bloch, Jürgen Grimm und Norman Schneider können das nur unterschreiben, denn auch sie gehen völlig in ihrem helfenden Hobby auf. Die drei sind das „Helfer vor Ort“-Team der DRK-Ortsgruppe in Neuenstadt.
Lebensrettend
„Als wir vor sechs Jahren angefangen haben, sind wir nach Gundelsheim die zweite Gruppe im Landkreis gewesen. Heute gibt es schon ein paar mehr“, erzählt Bereitschaftsleiter Jürgen Grimm. Wie der Name sagt, sind sie die ganz schnelle Einsatztruppe für Neuenstadt und Umland - am Unglücksort noch vor Rettungswagen und Notarzt, die meist aus dem Plattenwald-Krankenhaus herbeieilen. Nicht selten leisten sie dadurch lebensrettende erste Hilfsdienste. Die Helfer schnallen sich den Funkmeldeempfänger um, wenn sie aus dem Haus gehen. So sind sie für die Rettungsleitstelle in Heilbronn immer und überall erreichbar. Und ihre Privatautos sind mit Notfallkoffern bestückt, für den Fall, dass es zu zeitraubend wäre, vom Rot-Kreuz-Depot an der Schafgasse mit dem Einsatzwagen zu starten.
„Wenn sich am Weinsberger Kreuz der Verkehr staut und die Lkw auf die Landstraße ausweichen, dann haben wir einen Vorsprung von bis zu 20 Minuten“, sagt Grimm.
Für den Dienst als Helfer vor Ort gibt es bestimmte Voraussetzungen, wie die erfolgreiche Teilnahme an Sanitätskursen und der Nachweis von zehn Einsätzen, bei denen Lebensgefahr bestand. „Außerdem sollte man psychisch stabil sein“, sagt Herbert Bloch, der wie sein Kollege Norman Schneider sein Hobby zum Beruf gemacht hat, und als Rettungsassistent bei der Firma Audi im Gesundheitsdienst arbeitet.
Trotzdem erinnert er sich nicht gerne an Einsätze, bei denen Unfälle tödlich ausgingen, wie kürzlich an der Brambacher Kreuzung in Kochertürn. „Besonders an die Nieren geht es einem, wenn Kinder verwickelt sind“, sagt Norman Schneider (32), der selber noch nicht lange Vater ist.
Gerne erzählen die drei von Einsätzen, die glimpflich abgingen. So von einem Mädchen, das von einer Terrasse sechs Meter in die Tiefe gestürzt und mit Prellungen davongekommen war. Oder die Geschichte von dem Skilangläufer, der nach einem Sturz per Handy versuchte, Hilfe herbeizutelefonieren. Nur leider war der Akku fast leer, so dass er seinen Standort nur ganz undeutlich angeben konnte. Trotzdem gelang es, den Verletzten zu finden.
Schlagkräftig
Bis zu 160 Einsätze haben die Helfer vor Ort pro Jahr - ehrenamtlich, ohne Bezahlung. „Wir finanzieren uns über Spenden“, sagt Jürgen Grimm. „Der Arbeitskreis Frieden hat uns kürzlich 500 Euro zur Verfügung gestellt.“ Ein Problem ist der Nachwuchs. „Wir haben mit Martin Wieczorek einen jungen Mann gefunden, der zurzeit angelernt wird“, sagt Jürgen Grimm „ aber es könnten mehr sein, denn je größer die Gruppe ist, desto schlagkräftiger ist sie“.
Bild: Immer im Einsatz für ihre Mitmenschen (von links): Herbert Bloch, Norman Schneider und Jürgen Grimm.Foto: Waltraud Langer