Serie Werk- & Betriebsfeuerwehren Teil 5 - Werkfeuerwehr der Solvay in Bad Wimpfen
Wenn die Sirene im Solvay-Werk in Bad Wimpfen ertönt, muss alles schnell gehen. So auch am vergangenen Dienstag. Ein Leck ist in einem Container. 142 B nennt sich der Stoff, aus dem in der Industrie Schaumstoff hergestellt wird. Wird das Material flüssig, ist es hochentzündlich. Fünfzehn Mann rennen schnell über das insgesamt 290 000 Quadratmeter große Werksgelände. Löschfahrzeuge stehen bereit. Um nicht mit der Flüssigkeit in Berührung zu kommen, ist ein Vollschutzanzug mit Sauerstoffzufuhr nötig. Kontakt zur Außenwelt haben die Einsatzkräfte der Werkfeuerwehr durch eine Sprechanlage.
Abgedichtet Innerhalb von Minuten ist das Leck von den Männern in den grellgrünen Anzügen abgedichtet. Zur Sicherheit steht ein Tanklöschfahrzeug mit 6000 Litern Wasser bereit. "Die Taktik ist erstmal Stabilisieren, so dass nichts mehr ausläuft", erklärt Dieter Friedrich, Leiter der Werkfeuerwehr.
Jene Szene gehört zum alltäglichen Geschäft des Trupps. Dieses Mal war es nur eine Übung, doch aus Spaß kann schnell ernst werden.
Bereits drei Jahre nach der Gründung des Unternehmens im Jahr 1817 gab es einen großen Brand auf dem Gelände. "Die Gebäude waren damals alle aus Holz", erzählt der Werkfeuerwehrleiter. Die Mitarbeiter handelten schnell und gründeten die Werkfeuerwehr als eine der ersten in Süddeutschland.
Aus einem Löschfahrzeug und einer Hand voll Personal wurde bald mehr. Mit dem Unternehmen ist auch die Feuerwehr auf 38 Mitglieder angewachsen. Das Unternehmen hat sich von der Soleproduktion zu einem Chemieunternehmen entwickelt. Das Regierungspräsidium schreibt vor, dass dort eine Werkfeuerwehr sein muss. Seit 1820 hat es auf dem Gelände nicht mehr gebrannt. An jeder Maschine gibt es einen Brandmelder und an den Außenanlagen sind überall Feuerlöscher angebracht.
Zur Hauptaufgabe der Männer gehört die Reaktion auf Chemieunfälle. Neben der Ausbildung, die die gleiche wie bei der freiwilligen Feuerwehr ist, gibt es deshalb eine Zusatzausbildung mit verschiedenen Seminaren. Die 38 Männer müssen auch ran, wenn ein Lkw in der Nähe verunglückt und gefährliche Flüssigkeit ausläuft. Seit einem Jahr ist das Unternehmen Mitglied im Transport- und Hilfeleistungssystem (Tuis). 1998 entstand die Höhenrettungstruppe. Sieben Mitglieder der Werkfeuerwehr haben eine Ausbildung zur Höhenrettung absolviert, damit sie auch für hohe Gebäude gerüstet sind. Um die 35 Mal im Jahr steht ein Spezialtraining auf dem Programm.
Hilfe für Stadt Von den anderen Mitarbeitern im Werk unterscheiden sich die Feuerwehrleute durch ihren Alarmfunkträger. "Nachts liegt er auf dem Nachttisch", erzählt Dieter Friedrich. Der Alarm tönt aber nicht nur, wenn im Werk Not am Mann ist. Wer in der Werkfeuerwehr ist, gehört auch zur Freiwilligen Feuerwehr Bad Wimpfen. Für die Stadt heißt das, dass sie gut ausgestattet ist. Das sei in vielen Gemeinden nicht mehr der Fall, weiß der Werkfeuerleiter. Bei einem Wohnungsbrand im Frühjahr konnte mithilfe der Männer aus dem Werk Schlimmes verhindert werden.
Bild 1: Nie ohne Schutzkleidung beim Umgang mit gefährlichen Stoffen. Feuerwehrleute reparieren in einer Übung das Leck in einem Container.Bild 2: Wasserwand: Überall im Werk sind automatische Feuerlöscher installiert. (Fotos: Ulrike Kugler)