Die Polizeimeldung hört sich zunächst nicht so dramatisch an. „In Roigheim brennt eine Scheune, Personen sind nicht zu Schaden gekommen." Doch Landwirtin Stefanie Winter vom Hofbrunnen I, die mit ihrem Mann Jörg eine Schweinezucht betreibt, sieht sich am Montagabend vor den Trümmern ihrer Existenz stehen. „Mir gehört der Hof", sagt die ausgebildete Reitlehrerin und Mutter von drei Kindern im Alter von vier, fünf und sieben Jahren. „Ich hab mein ganzes Hab und Gut verloren." Auf 200.000 bis 250.000 Euro schätzt sie den Schaden.In der Scheune waren Heu und Stroh untergebracht, Futter, das die Winters in der kalten Jahreszeit verkaufen. Dazu kommen die verkohlten landwirtschaftlichen Geräte. Ob das Getreide, das in einem 100-Tonnen-Silo gelagert ist, auch in Mitleidenschaft gezogen wurde, ist zu diesem Zeitpunkt unklar. „Wir wissen nicht, ob die Gase das Material unbrauchbar gemacht haben." Froh ist Stefanie Winter, dass die Kinder erstmal bei Nachbarn sicher untergebracht sind, bei dem Qualm hier draußen. „Wir schaffen das schon gemeinsam", hat die Nachbarin gesagt. Das hat sie ein wenig getröstet.Pferde in Sicherheit Zeit zum Nachdenken bleibt sowieso nicht. Nur zum Organisieren. Die Versicherung muss informiert werden. Die Pferde, die aus Angst vor dem Feuer auf der Winterschen Koppel herumgaloppieren, müssen an einen anderen Ort gebracht werden. Zum Glück bekommen die Muttersauen im Stall Luft. „Der Elektriker ist vor Ort", sagt Stefanie Winter. Der Strom war ausgefallen. Das Feuer habe sie bemerkt, als die Kinder im Hof spielten. „Das ist alles so schnell gegangen. Ich hatte sie gerade vom Kindergarten abgeholt. Das war so gegen 17 Uhr."Zwei Kilometer SchlauchDie Feuerwehren Möckmühl und Roigheim löschen mit 70 Mann. Aus Neckarsulm und Heilbronn sind Tankfahrzeuge da. „Die Wasserförderung haben wir von Bittelbronn aus aufgebaut", sagt der Roigheimer Feuerwehrkommandant Nico Saur. „Wir haben zwei Kilometer Schlauch verlegt." Hunderte von Kubikmetern Stroh müssen gelöscht werden. „Es reicht zum Teil bis unters Dach. Die Scheune steht nicht mehr. Sie ist nur noch ein Gerippe." Bis zu 15 Meter hoch seien die Flammen geschlagen. Acht Meter hoch reichten die Strohballen, auf einer Länge von zehn auf zehn Meter. Saur stellt sich mit seinen Männern auf eine lange Nacht ein. „Wir werden die ganze Zeit im Einsatz sein. Die Glutnester müssen unter Aufsicht bleiben."GlutnesterAuch der Rathauschef ist vor Ort. Bürgermeister Michael Grimm hatte noch im Rathaus sitzend am späten Nachmittag die Sirenen gehört und die Rauchwolke gesehen. „Das ist ein ganz schlimmer Brand", sagt er bedrückt. „Wirklich nichts Alltägliches in Roigheim."Der evangelische Pfarrer Walter Schmid ist gleichfalls betroffen. Eins steht für ihn fest. „Heute Abend gehe ich auf jeden Fall noch bei der Familie Winter vorbei", sagt der Seelsorger. „Das sehe ich als meine Aufgabe an." Er hat sich zuvor schon ein Bild gemacht, ohne die Familie, die mit Organisieren alle Hände voll zu tun hatte, zu Gesicht zu bekommen. „Es brannte lichterloh."Informationen, wie und warum das Feuer ausgebrochen sein könnte, lagen bis jetzt nicht vor.
Bild: „Ich habe mein ganzes Hab und Gut verloren." S. Winter (Foto: HSt)