Im August 1928 legte ein Großbrand mehrere Häuser und Scheunen im Stadtkern Kleingartach in Schutt und Asche. Historische Fotografien und Protokollbücher erzählen eine faszinierende Geschichte vom größten Einsatz der Feuerwehr Kleingartach.
Es war der wohl größte Einsatz in der 140-jährigen Geschichte der Kleingartacher Feuerwehr. Ein verheerender Großbrand im Stadtkern legte in der Nacht vom 10. auf 11. August 1928 drei Wohnhäuser und zwei Scheunen in Schutt und Asche.
Zum 90. Jahrestag hat Alexander Krysiak, zweiter Vorsitzender des Heimat- und Kulturvereins Kleingartach, das Ereignis dokumentiert.
1927 fangen die Protokollbücher der Feuerwehr an, die der Heimatforscher ausgewertet hat. „Da ist der Brand sehr detailliert beschrieben“, erläutert der 34-Jährige. Auch Fotos von damals gehören zum Fundus. Auf weitere Aufnahmen stieß Krysiak im Zuge seiner Recherchen. „Das ist schon faszinierend“, findet er. In Kleingartach gibt es nur spärliche Bilddokumente aus den zwanziger und dreißiger Jahren.
Warum Eppingen nicht beim Löschen geholfen hat
Das Feuer war in der sogenannten Pfarrscheune an der Kirchgasse, der heutigen Martin-Luther-Straße, ausgebrochen. „In den Heu- und Erntevorräten fand es reichlich Nahrung“, hat der Autor notiert. Die Kleingartacher Feuerwehr, rasch vor Ort, nahm unverzüglich die Lösch- und Rettungsarbeiten in Angriff. Da hatten die Flammen aber bereits eine benachbarte Scheune und drei Wohnhäuser erfasst.
„Mit großer Anstrengung kämpfte die Wehr gegen das Feuer an, um ein weiteres Übergreifen auf umliegende Gebäude in der dicht bebauten Hauptstraße, der heutigen Zabergäustraße, zu verhindern“, schreibt Krysiak. Zur Unterstützung forderten die Kleingartacher die Nachbarwehr aus Niederhofen und die Motorspritzen der Hilfsorganisationen aus Böckingen und Heilbronn an.
Den Einsatzkräften aus dem Leintal gelang es, das Feuer auf den Brandherd zu beschränken. Als eine Stunde später die Überlandhilfe eintraf, konnte es vollständig gelöscht werden. Um Unterstützung aus dem nur acht Kilometer entfernten Eppingen zu bitten, war kein Thema. Kleingartach gehörte zum Oberamt Brackenheim und orientierte sich nach Württemberg. „Eppingen war für uns nicht zuständig“, verdeutlicht der Heimatforscher Krysiak. Glück im Unglück: Es gab keine Todesopfer. Lediglich ein Feuerwehrmann zog sich beim Einsatz eine Verletzung zu. Er erhielt eine Geldentschädigung aus der Landesfeuerlöschzentralkasse. Als Anerkennung für das „tapfere Benehmen“ spendierte Stadtpfarrer August Friedrich Justus Schaible den Wehrmännern 20 Mark, weitere zehn Mark bekamen sie von der evangelischen Kirchengemeinde.
Schaulustige posierten für Fotos mit Feuerwehrleuten
Historische Aufnahmen zeigen die Einsatzkräfte bei den Löscharbeiten. Krysiak: „Das Fotografieren kam in der damaligen Zeit allmählich in Mode, und so wurde auch dieses Schadensereignis für die Nachwelt bildlich festgehalten.“ Verwandte und Freunde bekamen Postkarten vom Großbrand. Auch die zahlreichen Schaulustigen ließen sich ablichten und posierten mit den Feuerwehrleuten vor den noch rauchenden Glutnestern.
Nach dem Feuer gab's Streit. Die Stadt plante, am Brandort einen Platz anzulegen, um die Durchgangssituation in der engen Hauptstraße zu entschärfen. Doch die Betroffenen wehrten sich und wollten die Gebäude am alten Standort wiederaufbauen. Nach langem Hin und Her nahmen sie schließlich die vom Rathaus angebotenen Ausweichgrundstücke an. Das Brandquartier ist heute noch im Ortsbild zu erkennen: Es bildet den Kirchplatz mit Buswartehäuschen und Brunnen.
Sechs Jahre nach dem großen Feuer brannte 1934 die Kleingartacher Brauerei an der Kraichgaustraße ab. Kurz darauf bekam die Wehr endlich ihre erste Kleinmotorspitze. Krysiak: „Davor war noch alles Handarbeit.“