Am Morgen nach dem Brand am Sonntag im Schwaigerner Recyclingbetrieb Kurz ziehen die letzten zehn der 172 Feuerwehrleute wieder ab. In Schichten haben die Männer die ganze Nacht durchgearbeitet. Jetzt liegt ein riesiger nasser Haufen verkohlten und nassen Papiers und Kunststoffs auf dem Lagerplatz vor der zum Teil zerstörten und leergeräumten Halle. „Das war kein alltäglicher Einsatz“, sagt Albert Decker, Feuerwehrkommandant in Schwaigern. „Respekt“ habe man vor dem Brand dieses Ausmaßes gehabt. Umso glücklicher sei man, dass den Einsatzkräften „überhaupt nichts passiert ist.“
Das gelte übrigens auch für die Bevölkerung. Weil Messungen Salzsäure im Rauch festgestellt hatten, waren Schwaigerner und Leingartener aufgerufen worden, Fenster und Türen zu schließen. Es folgten besorgte E-Mails an die Feuerwehr und die Heilbronner Stimme: Könne man wirklich glauben, dass keine Gesundheitsgefahr besteht? „Absolut“, sagt Decker. Zum Teil seien die Feuerwehrleute selbst ohne Atemschutz neben der brennenden Halle gestanden. „Und Sie glauben ja wohl nicht, dass wir unsere eigenen Leute gefährden würden.“ Zudem zog der Rauch nach Feuerwehrangaben an Leingarten vorbei in südöstlicher Richtung zum Heuchelberg. „Es war nur eine Vorsichtsmaßnahme. Schließlich muss niemand unbedingt Brandrauch einatmen.“
Unternehmenschef Peter Kurz kann den Schaden noch nicht abschätzen. Immerhin: „Die Brandabschnitte haben gehalten“, sagt Kurz. Nur kurz breitete sich das Feuer über den ersten Abschnitt hinaus aus, wo die Annahme- und eine Lagerhalle ist. „Wir hatten schon mehrere Übungen auf dem Firmengelände“, sagt Feuerwehrkommandant Albert Decker. „Dadurch hatten wir Ortskenntnis, das war sehr wichtig.“
Ein mit einer Wärmekamera ausgerüsteter Polizeihubschrauber zeigte den Löschkräften zudem, wo in der 1600 Quadratmer großen Halle ein Übergreifen der Flammen auf weitere Bereiche drohte. So konnte man schnell eingreifen. „Der zweite Abschnitt mit den Maschinen und ein weiteres Lager im dritten Bereich blieben weitgehend verschont", freut sich Kurz: „Hier haben wir nur an der Technik einen leichten Schaden. Das Büro hat gar nichts abbekommen. Aber das Dach muss mit Sicherheit komplett erneuert werden.“
Für den Betrieb mit knapp 90 Mitarbeitern in Schwaigern geht es jetzt darum, so schnell wie möglich wieder die Arbeit aufzunehmen. Doch das wird frühestens Mitte oder Ende der Woche möglich sein, schätzt Kurz. „Der gesamte Abfuhrbetrieb läuft aber normal weiter. Wir laden solange auf anderen Anlagen ab“, sagt Kurz. „Für unsere Kunden gibt es keinerlei Einschränkungen.“ Die angeschmorten, verkohlten und Papier- und Kunststoffballen werden zunächst gelagert, bis sicher feststeht, dass es keine Brandnester mehr gibt. Dann kommen die fürs Recycling aufbereiteten Wertstoffe in die Müllverbrennungsanlage.