Feuerwehr, THW und DRK fahren eine besondere Übung, um einem Bildhauer Material für eine Buga-Installation zu liefern. Mit Hilfe einer Abfüllmaschine schaffen sie gut 2000 Sandsäcke in der Stunde. Aus den schneeweißen Paketen soll eine leuchtende Kapelle entstehen.
Von Carsten Friese
Bei bestem Februarwetter, Sonne pur und mittags um die 15 Grad, füllt eine Heerschar an Feuerwehr- und THW-Kräften am Samstag am Heilbronner Neckarufer im Akkord Sandsäcke ab. Ein Einsatz für einen Hochwasser-Notfall? Es ist eine nicht ganz alltägliche Übung, die einem Kunstprojekt dient. Dutzende Einsatzkräfte packen auf dem Gelände der Firma Krieger in der Georg-Vogel-Straße an, um bis zum Abend mindestens 12 000 Sandsäcke abzufüllen.
Der Münchener Bildhauer Daniel Bräg ist Initiator der Aktion. Er hat den Auftrag, auf dem Buga-Gelände ein besonderes Kunstwerk „Capella“ zu erschaffen in einem Areal, wo es auch um den Friedhof der Zukunft geht. Aus schneeweißen Sandsäcken soll der geschlossene, vier Meter hohe Bau entstehen und schon von Weitem auffallend weiß leuchten und neugierig machen.
Bräg richtete die Anfrage an THW und Feuerwehr. Und da sie ohnehin eine gemeinsame Einsatzübung zum Training des Sandsackabfüllens geplant hatten, hat man es eingerichtet. „Es ist dann für beide von Nutzen“, erklärt THW-Gruppenführer Tobias Künzel. Material und Übungskosten werden vom Künstler und der Buga GmbH bezahlt.
Wie im Bienenschwarm: Im Kettensystem wird die Arbeit verteilt
Ein bisschen wirkt die Szenerie wie ein kleiner Bienenschwarm. Um die rote Sandsackabfüllmaschine, die die Feuerwehr vor fünf Jahren angeschafft hat, teilen sich die Mitarbeiter in ihren Uniformen die verschiedenen Arbeitsschritte auf. Einige füllen die Säcke aus weißem Kunstgewebe an den sechs Auslässen mit Sand ab, andere verschließen die Säcke mit einem Drahtgebinde. Dann werden sie auf Paletten gestapelt, kurz darauf befördert ein Teleskopstapler die Stapel auf einen Lastwagen, der die weiße Fracht zum Lagerplatz auf dem Buga-Gelände fährt. Hoch oben an der Einlassschnecke der Abfüllmaschine wacht ein Feuerwehrmann darüber, dass ein Radladerfahrer nicht zu viel Sand auf einmal in den Einlass gibt.
Rund 2000 Säcke in der Stunde ist gerade die Akkordleistung gegen 11 Uhr. „Ein sehr guter Wert“, findet Tobias Künzel. „Die Kette läuft, es funktioniert gut“, lobt der Heilbronner Feuerwehrkommandant Jochim. Am Abend, nach getaner Arbeit, werden alle gut müde sein, blickt er voraus. Die Stimmung ist gut, das Wetter hilft. Inzwischen gehe alles automatisch, „man macht das quasi schon von allein“, sagt der Kirchhausener Feuerwehrmann Tim Ockert an seinem Abfüllposten. Rund elf Kilo wiegt ein Sandsack. Da kommt am Tag schon ein schönes Gewicht zusammen.
Die Investition in die Abfüllmaschine hat sich für Jochim gelohnt. Es gehe jetzt alles viel schneller als früher, als man zum Beispiel einen Betonmischer zu Hilfe nahm. Er nennt es „die wirtschaftlichste Methode, Sandsäcke abzufüllen“.
Übung ist am Ernstfall ausgerichtet: Im Notfall füllen Helfer am selben Ort Säcke ab
Für gute Stimmung in der Mannschaft sorgt der DRK-Kreisverband. Es gibt Tee oder Kaffee, kühle Getränke, belegte Brötchen, Kuchen und mittags Gaisburger Marsch. Insgesamt 85 Einsatzkräfte machen an dem Tag mit. Nur gemeinsam, sagt Jochim, könne man eine solche Akkordaufgabe stemmen.
Die Übung ist am Ernstfall ausgerichtet. Auch bei Hochwasser habe man von der Firma Krieger die Zusage, an den großen Sandbergen Sandsäcke abfüllen zu können, sagt der Feuerwehrchef. „Wir können hier Tag und Nacht hin. Das ist für uns wie ein Elfmeter.“ Firmenvertreter Fabian Krieger verweist auf ausreichende Mengen. Ein großer Sandberg mit gewaschenem Rheinsand fasse etwa 20 000 Tonnen. „Damit kann man schon ein paar Säcke füllen.“ Gegen 16 Uhr ist Eberhard Jochim zufrieden. 10 000 Säcke sind fertig, alles hat gut geklappt. Bis 18.30 Uhr soll der Einsatz maximal noch laufen.
Einige Tausend Säcke sind noch als Reserve im Lager
Nach der Sandsackarbeit für das besondere Kunstprojekt stehen die Einsatzkräfte bei einem Hochwasserfall nicht ohne Reserven da. Die Heilbronner Feuerwehr hat rund 5000 trockene Sandsäcke auf Lager, das THW 1000. „Für einen großen Hochwasserfall reicht das nicht. Dann würde die Maschine im Dauerbetrieb laufen“, erklärt Feuerwehrchef Eberhard Jochim.
Den letzten großen Hochwassereinsatz hatte die Heilbronner Wehr vor zwei Jahren, als Starkregen viel Wasser Richtung Audi-Werk beförderte. Das THW setzte beim Chemie-Unfall an der Jagst große Big Bags (eine Tonne Gewicht) ein. Bei plötzlichem Starkregen bringen Sandsäcke wenig gegen flächige Fluten. Wenn Hochwasser langsam steigt, leisten sie als Schutz gute Dienste.