Die Normalität kehrt erst allmählich ein. „Wir werden noch die Zeit bis zum Jahresende brauchen, um das Geschehene abzuhaken“, sagt Irene Schnabel. Die Rektorin, ihre Kolleginnen und die Kinder der Grundschule Stetten haben innerhalb des vergangenen Jahres einiges mit- und durchgemacht. In wenigen Tagen, am 22. August, jährt sich ein tragisches Ereignis zum ersten Mal. Ein Brand in der Grundschule - ausgelöst durch eine brennende Zigarettenkippe, die von einem 17-jährigen Jugendlichen in Richtung eines Müllcontainers geworfen wurde - verursachte mehr als einen Sachschaden in den Sommerferien von über 700 000 Euro. Das Feuer ging auf das Schulhaus über, und die Schule musste von oben bis unten renoviert werden.
Erobern Die 130 Kinder, die sieben Klassen bilden, mussten ein dreiviertel Jahr lang bis zu den Osterferien 2009 auf verschiedene Standorte verteilt werden. „Wir müssen die Schule erst noch ein Stück weit erobern“, erzählt Irene Schnabel von dem langen Prozess auf dem Weg hin zur Normalität. Dennoch sagt sie: „Für mich war es ein positives Jahr. Ich habe die Unterstützung der Kolleginnen und auch der Stadt Schwaigern gespürt.“ Der ganze Ort habe zusammengehalten.
Es war eine anstrengende Zeit, die die Kinder emotional stark beansprucht habe, so die Rektorin. Alles, was sie gebastelt, gebaut und sich erarbeitet hatten, war plötzlich nicht mehr da. Viele Themenbereiche waren verschwunden. Diese müssen sich die Schüler erst nach und nach neu erschaffen.
Außerdem war man in den Räumlichkeiten nur zu Gast, musste sie - wie die alte Kelter in Stetten - zu den Wochenenden regelmäßig komplett wieder ausräumen, weil sie von anderen Nutzern gebraucht wurden. Und vollgepackt wie Umzugwagen waren die Autos der Lehrer, weil sie ihre Lehrmittel stets dabei haben mussten.
Aber es war auch ein Jahr, sagt die Rektorin, „in dem sich die Schule weiterentwickeln konnte“. Und sie weiß: „Die Kinder sind unheimlich stolz auf ihre Schule.“ Auf die schulischen Leistungen bezogen hätten sie nicht gelitten. „Von der Klassengemeinschaft her sind sie sogar gewachsen.“ Behutsam haben die Rektorin und ihre Lehrer-Kolleginnen die Kinder dann auf den Rückzug in ihre Schule vorbereitet.
Abenteuer Denn für die Kleinen war es ein zwar anstrengendes, aber auch ziemlich spannendes Abenteuer: „Uns war wichtig, ihnen zu zeigen, dass sie wieder zurück dürfen.“ Denn vieles ist anders in ihrem neuen, alten Zuhause. Neuer Computerraum, neue Möbel, neue Schränke.
Und auch im nächsten Schuljahr wird sich einiges ändern. Drei neue Kolleginnen kommen in ihr Team. „Ich hätte gerne mit den bisherigen weitergearbeitet, aber im Leben hat eben nichts Bestand“, meint Irene Schnabel.
Die künftigen Kolleginnen werden einen völlig anderen Einblick in den Alltag bekommen als die Schüler, die monatelang in der Fremde waren. Nun ist die Rektorin froh über die herbeigesehnten Sommerferien, und sie weiß: „Wir haben eine tolle Schule. Das ist wie beim Bau eines Hauses, bei dem man sagen kann: Es ist gut geworden.“