Sticht man auf der Landkarte den Zirkel ein und schlägt um die SLK-Krankenhäuser Möckmühl und Plattenwald einen gleich großen Bogen, mit einem Radius von sieben Kilometer, dann treffen sie sich in Neudenau. Wohlgemerkt, in der Luftlinie gemessen.
Fahrer von Rettungsfahrzeugen die im Jagsttal unterwegs sind, näheren sich den Krankenhäusern allerdings auf andere Art und Weise. Geschlossene Bahnschranken, schmale und kurvenreiche Straßen und enge Ortsdurchfahrten machen es ihnen nicht leicht, rasch zum Einsatzort zu gelangen. Und diese Umstände bewegten die beiden jungen Helfer Marcel Hamberger (Bereitschaftsleiter DRK Neudenau) und seinen Kollegen, Uwe Amann (Helfer vor Ort, Freiwillige Feuerwehr Neudenau), dazu, sich zusammen mit ihren Teams ernste Gedanken zu machen. Zur Verbesserung der Notfallversorgung.
In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats stellten sie ihr im Landkreis einmaliges Pilotprojekt „Helfer vor Ort“ (HvO) vor. Sie erhielten dafür nicht nur die Zustimmung: Die beiden jungen Männer beeindruckten die Ratsmitglieder so sehr, dass diese ihren Beschluss erweiterten. Auf Anregung des Gemeinderats Ewald Stelzig-Krombholz (CDU).
Wunschliste Auf der Wunschliste stand ein automatischer Defibrillator, den man eventuell über Spenden beschaffen möchte. Die Gemeinderäte beschlossen, das Sitzungsgeld des Abends dafür zu spenden. Für diese Geste bekamen die Lokalpolitiker spontanen Beifall aus den Zuhörerreihen, dort saßen auch Mitglieder des DRK und der Feuerwehr. Es gehe nicht darum, den etablierten Rettungsdienst zu ersetzen, sondern ihn vor Ort zu ergänzen. „Wir sind das sechste starke Glied der Rettungskette“, die aus den Elementen Notruf, Sofortmaßnahmen, Erste Hilfe, Rettungsdienst, Krankenhaus und den Helfern vor Ort besteht, betonten Amann und Hamberger. Man verfüge über bestens ausgebildete Helfer, die in der Lage sind, bis zum Eintreffen des Notarztes und seiner Rettungsmannschaft qualifizierte Erste Hilfe zu leisten.
Die Freiwillige Feuerwehr habe ausgebildete Sanitätshelfer, Rettungshelfer und Rettungssanitäter - jeweils einen - und zwei Rettungsassistenten. Momentan seien weitere zehn junge Frauen und Männer in der Ausbildung, informierte Uwe Amann. In Zusammenarbeit mit den ausgebildeten DRK-Leuten soll nun dafür gesorgt werden, dass das Rettungswesen im Jagsttal qualitativ verbessert wird.
Kooperationen Die Helfer vor Ort haben Kooperationen mit DRK-Gruppen in Gundelsheim, Möckmühl und Mosbach. Wenn ein Einsatz ansteht, wird über die Leitstelle Heilbronn alarmiert und die Helfer vor Ort suchen daraufhin den Einsatzort auf, um spontane und qualifizierte Hilfe zu leisten. „Das ist ein tolles Pflänzchen, das da heranwächst“, brachte es Bürgermeister Manfred Hebeiß auf den Punkt. „Die Augen des Landkreises sind künftig auf unser HvO-Projekt gerichtet.“