Der Streit um die sinnvollste Notrufnummer ist beendet. ASB und vor allem das Rote Kreuz haben sich den Vorgaben aus dem Stuttgarter Sozialministerium gebeugt. Inzwischen wird auf allen Rettungswagen mit der neuen europaweiten Notrufnummer 112 geworben. Und egal ob Brand, Herzinfarkt oder Sturz vom Baum: Alle Hilferufe unter 112 kommen jetzt zentral in der Leitstelle der Feuerwehr in der Heilbronner Beethovenstraße an. Sind es medizinische Notfälle, leiten die Feuerwehrdisponenten diese an ihre Kollegen in der Rettungsleitstelle des DRK weiter. Man setze mit dieser Umstellung nur gültiges Recht um, hatte das Sozialministerium immer wieder betont.
Technisch machbar
Vor drei Monaten war die Aufregung in Heilbronn noch groß. Vor einer „Inflation von Anrufen“, die erst einmal bei der Feuerwehr auflaufen, hatte DRK-Kreisgeschäftsführer Ludwig Landzettel im Juni gewarnt. Von Engpässen und Zeitverzögerungen, von einem Qualitätsverlust für die Hilfesuchenden war die Rede, weil es nur eine Direktleitung zwischen Feuerwehr und Rettungsdienst gab.
Heute hört sich alles viel gemäßigter an. Drei neue Direktleitungen sind inzwischen über stadteigene Leitungen mit freien Kapazitäten aufgebaut, erklärt Heilbronns Feuerwehrchef Eberhard Jochim. Die Kosten dafür beziffert er auf unter 10 000 Euro. „Technisch war es kein Problem.“ Und auch die täglich 25 Notrufe, die derzeit für den Rettungsdienst auflaufen, seien ohne zusätzliches Personal zu bearbeiten. In fünf bis zehn Sekunden sei ein Anrufer weitervermittelt. Jochim: „Es ist rechtskonform, und es ist in meinen Augen machbar.“
Eine Inflation umgeleiteter Anrufe „haben wir bisher nicht“, sagt auch Stefan Wolf, stellvertretender Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes. Er erwartet einen eher schleichenden Prozess, bis die Bürger die Notruf-Umstellung im Rettungsdienst von der 19222 auf die 112 vollzogen hätten. Nachdem das Sozialministerium deutlich gemacht habe, dass es „keine Kompromisse“ für eine Übergangszeit gibt, habe man die Vorgaben Mitte August umgesetzt. Bei Unwetterlagen, wenn viele Hilfesuchende zum Beispiel wegen vollgelaufener Keller die 112 wählen, sieht das Rote Kreuz jedoch weiter ein Problem. Weil medizinische Notfälle dann in der Warteschleife stecken könnten. Wolf: „Aus unserer Sicht wäre es besser gewesen zu warten, bis es die gemeinsame Leitstelle gibt.“
Keine Probleme
Dass derzeit „noch viel über die 19222 angemeldet wird“, bestätigt ASB-Rettungsdienstleiter Werner Eckert. Probleme mit Umleitungen von Notrufen kennt er bisher nicht.
Was passiert wäre, wenn sich die Rettungsverbände geweigert hätten? „Dann wären wir über die Rechtsaufsicht gegangen“, sagt Susanne Keller, eine Sprecherin im Sozialministerium. Inzwischen seien alle Verbände dabei, die Umstellung auf 112 umzusetzen.
Bild: Neu beschriftet: Arbeiter-Samariter-Bund und Rotes Kreuz werben jetzt auch in Heilbronn mit dem europaweiten Notruf 112. Das Stuttgarter Sozialministerium hat geltendes Recht durchgesetzt. (Foto: Carsten Friese)