Feuerwehrübung in der Lindenhofschule: Das Szenario sieht vor, dass in der Aula ein Feuer ausgebrochen ist und der entstandene Rauch die Flure so vernebelt, dass niemand mehr nach draußen kann.
Zwei Mädchen sind noch vermisst. Keiner findet sie. „Wo könnten die denn vielleicht sein?“, fragt Franz Kapinus, Leiter der Lindenhofschule Massenbachhausen, die vor ihm gescharten Erstklässler. „Auf dem WC“, platzt ein Mädchen heraus. Markus Reistenbach, Truppenführer der Freiwilligen Feuerwehr, horcht auf. „Ihr habt Informationen für uns, das ist wichtig“, hakt er nach und bekommt sofort seine Auskunft. Kurz darauf werden die beiden Mädchen tatsächlich auf der Toilette gefunden. Am Samstag war das alles nur eine Übung, aber geprobt wird immer für den Ernstfall.
Überfällig
Sieben Jahre ist die letzte Übung der Floriansjünger an der Grundschule schon her, und das, obwohl man sich direkt gegenüber liegt. „Es wird wirklich wieder Zeit“, meint auch Kommandant Matthias Schüssler. Das Szenario sieht vor, dass in der Aula ein Feuer ausgebrochen ist und der entstandene Rauch die Flure so vernebelt, dass niemand mehr nach draußen kann. Stattdessen werden die Zweit- bis Viertklässler über die Feuertreppe ins Freie gelangen, die Erstklässler müssen durch das Fenster in ihrem Klassenzimmer gerettet werden.
Der Nebel ist dicht. Man sieht kaum die Hand vor den Augen. Die drei aufgestellten Nebelmaschinen haben ganze Arbeit geleistet. Fast alle Schulkinder sind an diesem Samstagvormittag gekommen, nur ein paar fehlen wegen sportlicher Verpflichtungen.
„Wir üben den normalen Fluchtplan mindestens einmal im Jahr, meist aber zweimal und davon einmal unangekündigt“, erläutert Kapinus. Seine Aufgabe ist es heute, den Hausalarm zu betätigen und danach die Feuerwehr zu alarmieren. Letzteres aber nur theoretisch, praktisch wurde das bereits durch eine schriftliche Anmeldung bei der Leitstelle von Kommandant Schüssler erledigt. Alarmierung mit Sirene ist darauf vorgesehen, für Massenbachhausen und die Kollegen in Massenbach.
Während der Rektor seinen Job erledigt und die Schüler brav hinten das Gebäude verlassen, passiert vorne noch gar nichts. Die Leitstelle alarmiert nicht, die Übung ist irgendwie untergegangen. Schüssler ist etwas genervt, denn schließlich soll auch die Zusammenarbeit mit den Kameraden aus Massenbach geprobt werden. Schließlich ruft er dort selber an, alarmiert mit dem am Haus befindlichen Feuermelder auch seine Truppe, und es kann endlich losgehen.
Ausrücken müssen sie trotzdem, auch wenn die Schule direkt gegenüber vom Magazin ist. Das liegt an den Hydranten auf der Straße, da muss man möglichst nah ran. Zwei Mann mit Atemschutzgeräten gehen ins Gebäude, und kurz darauf beginnt auch schon die Evakuierung der Erstklässler, die im Erdgeschoss ausgeharrt haben. Einer nach dem anderen wird aus dem Fenster gehievt, ganz zum Schluss kommen die Lehrerinnen.
Diszipliniert
Parallel dazu beginnen die Löscharbeiten. „Wir sind noch nie vorher durchs Fenster geklettert“, erzählen Simon und Julien aufgeregt. Aber bei den Floriansjüngern haben sich die Sechsjährigen sicher gefühlt. Kapinus ist zufrieden. „Ich konnte oben beobachten, wie diszipliniert alles rausgegangen sind“, erzählt er. Türen und Fenster wurden wie vorgeschrieben geschlossen, auch an das Klassenbuch zur Kontrolle der Anwesenden haben die Lehrer gedacht. Auch die Feuerwehr lobt das Verhalten der Kinder. „Sie waren relativ ruhig und haben auf uns gehört“, stellt Reistenbach fest.
Bild: Hier wird der Ernstfall geprobt: Einen Erstklässler nach dem anderen hieven die Feuerwehrmänner durchs Fenster ins Freie. (Foto: Stefanie Pfäffle)