Dichter Rauch wabert aus dem Dachgeschoss der Löwensteiner Klinik. Der Brandmelder schlägt sofort Alarm. Feuer! Auf der Tuberkulose-Station des Krankenhauses brennt\'s. Zum Glück ist es nur eine Übung.
Am Samstag will Michael Westhauser, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Löwenstein, seine Kameraden testen. Wie reagieren sie im Ernstfall? Stimmen Anfahrtswege und Einsatzpläne? Stehen überhaupt genug Helfer zur Verfügung?
Das Klinikum ist für die Floriansjünger kein unbekanntes Objekt: Erst im Dezember gab es dort einen schweren Zimmerbrand. Weil das Krankenhaus 2004 im Rahmen des Qualitätsmanagements zertifiziert werden soll, hat Geschäftsführer Dieter Bopp ein Katastrophen-Szenario errichten lassen. Im vierten und fünften Stock des frisch sanierten Westflügels sorgen Nebelmaschinen für dichten Qualm. Jochen (16) und Oliver Kurz (13) von der Jugendfeuerwehr sowie Personalchef Ulrich Proplesch und sein Sohn Moritz spielen Verletzte. Der 12-Jährige grinst: \"Wird bestimmt spannend.\"
15.15 Uhr: Der Brandmelder löst Alarm aus. Die Nachricht geht nun einen langen Weg nach Heilbronn. Per Notfall-Pieper verständigt die Feuerwehr-Leitstelle ihre Löwensteiner Kollegen. Dass alles nur eine Übung ist, wissen die wenigsten.
Für die meisten ist\'s der zweite Einsatz des Tages. Weil mittags ein Fahrzeug von Willsbach bis Neulautern Öl verloren hat und zwei Autos auf der Bundesstraße verunglückten, haben die meisten schon bei der Streckenreinigung angepackt.
\"Dabei wollte ich heut eigentlich meinen Garten auf Vordermann bringen\", sagt Feuerwehrmann Heinz Schock (44). Jetzt muss sich Ehefrau Gabi allein ums heimische Grün kümmern. Brandbekämpfung und Lebensrettung gehen vor.
15.24 Uhr: Der Mannschaftstransportwagen trifft mit Sirenengeheul im Innenhof des Klinikums ein. Kommandant Westhauser springt raus und klärt mit Pförtner Volker Demski die Situation. Wo brennt\'s? Wer wird vermisst? Wie ist der Lageplan der Brandmelder?
Als TLF 16, das Tanklöschfahrzeug mit 2400 Litern Wasser, ankommt, hat der Einsatzleiter die wichtigsten Informationen parat.
Andreas Stiefel und Timo Waidmann, der Angriffstrupp, gehen sofort ins Gebäude. Die beiden tragen Sauerstoff-Flaschen und Masken: Ohne den 15 Kilogramm schweren Atemschutz wäre die Gefahr groß, selbst zum Brandopfer zu werden.
Der Rest der Besatzung von TLF 16 schließt das Fahrzeug an den Hydranten der klinikeigenen Wasserversorgung an. Minütlich trifft Verstärkung ein: Löschfahrzeug 16, der Einsatzleitwagen aus Obersulm, LF 8/6 mit den Kollegen aus Stangenbach und das Drehleiterfahrzeug aus Weinsberg. Immer mehr Retter eilen ins Haus.
Im vierten Stock treffen Andreas Stiefel und Timo Waidmann auf eine dichte Nebelwand. Die Sicht reicht trotz Taschenlampen nur wenige Zentimeter weit. Gemeinsam robben sie über den Boden, suchen Raum für Raum nach Verletzten.
Die vier Opfer werden auf den Balkon evakuiert. Doch da begehen die Brandbekämpfer ihren ersten Fehler. Weil per Funk die Meldung raus geht, alle wären gerettet, glauben die anderen, das Quartett wäre bereits im Hof. Von wegen.
Wegen der dicken Mauern ist der Funkempfang schlecht. Viele fragen doppelt und dreifach bei der Einsatzleitung nach dem Anfahrtsweg. Andere bekommen erst gar keine Verbindung. Auf Kanal 55 bricht der Kontakt zeitweise völlig zusammen.
Weil im Hof noch immer keine Verletzten sind, suchen die Retter im Gebäude weiter nach Opfern. \"Wo sind sie denn? Wo sind sie denn?\" Erst nach bangen Minuten klärt sich das Missverständnis und die Darsteller werden über die 20-Meter-Drehleiter oder das Treppenhaus in Sicherheit gebracht.
\"Das war schlecht\", meint Michael Westhauser. \"Aber um so etwas zu lernen, trainieren wir ja.\" Mit der Übung ist er zufrieden. \"Wir hatten ein paar kleinere Probleme, aber die Zusammenarbeit der verschiedenen Wehren hat sehr gut geklappt.\"