Die Kameradschaft hat bei der freiwilligen Feuerwehr Möckmühl einen hohen Stellenwert. Deshalb organisiert Abteilungskommandant Uwe Thoma auch immer wieder Feste und Veranstaltungen, bei denen die Familienangehörigen der Feuerwehrleute miteingebunden sind. Ein ganz besonderes Ereignis war jetzt eine Hausschlachtung beim Gerätehaus in der Daimlerstraße.
Es ist 6.30 Uhr und noch dunkel, als das Gefährt mit dem 137 Kilo schweren Schwein im Anhänger auf dem Feuerwehrgelände ankommt. Geholt wurde das Tier auf dem Großen Buchhof bei Sindringen, erzählt die zwölfjährige Julia Thoma, die mitfahren durfte. Vor dem Gerätehaus dampfen bereits die Wasserkessel über den mit Holz befeuerten Öfen. Metzgermeister Markus Boos versetzt dem Schlachttier den tödlichen Stromschlag und den notwendigen Kehlschnitt.
Das Blut wird in einem Eimer aufgefangen, dann wandert der Koloss in eine riesige Wanne mit heißem Wasser. Zuerst mit bloßen Händen, dann mit Rasiermesser und schließlich mit einem Flammenwerfer werden die Haare beseitigt. Eine aufwändige Arbeit, die den Männern am Schlachtbottich den Schweiß in die Stirn treibt, während die Umherstehenden sich im eisigen Wind die Füße warmtreten. Das ändert sich erst, als auch sie ihre Aufgaben zugeteilt bekommen. Zuerst aber muss das Schwein auf einen Schragen gehievt und geteilt werden. Die Innereien wandern in verschiedene Wannen, die beiden Hälften werden an ein galgenartiges Gestell gehängt. Franz Stadtmüller rezitiert nach altem Brauch ein hohenlohisches Schlachtgedicht, bevor sich die Kameraden zum Gruppenfoto aufstellen. Die erste Hausschlachtung der Feuerwehr muss fürs Album festgehalten werden. Außerdem wartet man noch auf den Fleischbeschauer. Der Kommentar von Tierarzt Dr. Thomas Buss: ?Die Sau war so gesund - das war fast zu schad?, sie zu schlachten?.
Jetzt beginnt die Arbeit an den Tischen im Gerätehaus: Während die einen Zwiebeln schneiden, andere den Dosenapparat installierten und wieder andere die Därme einweichen, zerlegt Boos mit sicherem Schnitt den Tierkörper in seine Teile. Immer wieder schärft er die Messer, schält sorgfältig das Fleisch von den Knochen, trennt wertvollere Teile von Knorpel und Sehnen, löst die Speckschicht von der Schwarte. Es macht Spaß, ihm zuzuschauen. Die Floriansjünger können sich glücklich schätzen, einen so kompetenten Fachmann in ihren Reihen zu haben.
Je nach späterer Verwertung landet das Schlachtgut in verschiedenen Schüsseln. Scheinbar Unbrauchbares wird gekocht und als Hühnerfutter verwertbar gemacht. Einige Männer fangen an, für die Blutwurst Zunge und Speck zu würfeln, einige setzten den Fleischwolf in Gang.
Punkt 12 Uhr ist Mittagessen angesagt. Saftiges Kesselfleisch mit Salz, Pfeffer und frischem Brot wird aufgetragen. Zum Nachtisch gibt es Kuchen und Kaffee und schon geht es weiter mit dem Verwursten und Eindosen. 40 Bratwürste, fast 130 Büchsen (Bratwurst, Blutwurst, Leberwurst), ein gefüllter Saumagen und mehrere Kilo Rauchfleisch sind die stattliche Ausbeute dieses Tages. Für viele ist?s die erste Hausschlachtung überhaupt und ein Riesenerlebnis, das die Feuerwehrleute und ihre Familien im gemeinsamen Tun einmal mehr zusammenschweißt.
Kommandant Thoma ist hochzufrieden mit dieser gelungenen Aktion, insbesondere auch, weil weit mehr als die Hälfte der Mitgliedermithelfen.
Die Wurstdosen sollen, so Thoma, bei den Kameradschaftsabenden im Laufe des Jahres aufgetischt werden und beim Verzehr immer wieder an dieses denkwürdige Schlachtfest erinnern.
Fotos:
Bei der Hausschlachtung der Möckmühler Feuerwehr war Teamarbeit gefragt. Hier stecken die Floriansjünger dem Fleischwolf Schweinestücke in den Rachen. (Fotos: Cordula Dürr)
Feuerwehrmann und Metzgermeister Markus Boos zerlegt das Schwein.
Der Feuerwehrnachwuchs wurde am Ende der Arbeitskette eingesetzt. Wer kann am schnellsten die Dosen zählen?