Mit Pauken und Trompeten ging am Samstag in Kirchardt ein besonderer, aber wenig beachteter Umzug vonstatten. Die Feuerwehrleute des Hauptorts holten ihre Berwanger Kameraden ab. Mit Sack und Pack ging's gemeinsam zum neuen Gerätehaus.
Bürgermeister Rudi Kübler nannte den kleinen Umzug mit Fahrzeugen vom handgezogenen Löschkarren bis zum modernen Löschauto, denen die Wehrleute - je nach Baujahr - Schilder wie uralt oder vorgestern, gestern und heute verpasst hatten, „eine nette Geste“. Wurde damit doch zum Ausdruck gebracht, was auf dem modernsten Fahrzeug der Kirchardter Wehr prangte: „Gemeinsam sind wir stark.“ Gemeinsam bedeutet für die Berwanger Abteilungswehr zugleich, dass sie in der Freiwilligen Feuerwehr Kirchardt aufgeht. Weshalb an einem Berwanger Fahrzeug ein nicht ganz ernst gemeinter Trauerflor flatterte. Der Berwanger Noch-Abteilungskommandant Holger Grimm sah's „mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Schließlich kriegen wir ja was Neues.“ Das alte Domizil in der Berwanger Schule lässt sich mit dem neuen, kaum zwei Kilometer entfernten in der Tat nicht vergleichen.
Mit dem Umzug der Blauröcke am Samstag ist das neue Kirchardter Feuerwehrgerätehaus noch nicht offiziell eingeweiht. Damit will sich die Gemeinde aus einem scheinbar paradoxen Grund noch bis zum 18. Juni Zeit lassen. Weil während der Bauphase tapfer gespart wurde, kostet das neue Gerätehaus nun rund 1,6 Millionen Euro statt der ursprünglich veranschlagten 1,8 Millionen.
Was nach einer guten Nachricht für die finanziell klamme Gemeinde klingt, hat einen Pferdefuß: Bei einer so deutlichen Unterschreitung würde Kirchardt satte 74 000 Euro Fördermittel aus dem Ausgleichsstock des Landes verlieren. „Deshalb überlegen wir, einen Übungsturm, der ursprünglich aus der Planung rausgenommen wurde, doch noch zu bauen“, sagte Bürgermeister Rudi Kübler. In und an dem zwölf Meter hohen Turm kann mit Leitern oder Tragen für den Ernstfall geprobt werden. Die Feuerwehr in Obersulm verfügt auch über einen solchen Turm. Ob er aber ein Kirchardter Gegenstück bekommt, hat der Gemeinderat noch nicht entschieden. Bürgermeister Rudi Kübler will erst sämtliche Schlussrechnungen für das neue Gerätehaus abwarten, um vor unliebsamen Überraschungen ganz sicher zu sein.
Ob mit oder ohne Übungsturm - die Kirchardter Wehr hat sich für die Zukunft gerüstet. Mit dem neuen Gerätehaus, aber auch mit Personalentscheidungen. Holger Grimm als seitheriger Kommandant der Abteilung Berwangen bleibt Gruppenführer und im Ausschuss der Wehr. Der jetzige Kirchardter Kommandant Gerhard Bentz gibt die Verantwortung für die vereinte Wehr am 1. Juli an Markus Bucher ab. Dessen künftiger Vize kommt wieder aus Berwangen und heißt Rolf Regg.
Fotos:
Mit Sack und Pack zogen die Berwanger Blauröcke mit ihren Kirchardter Kameraden zu Klängen der Feuerwehrkapelle gemeinsam ins neue Gerätehaus am Ortsrand von Kirchardt um. (Fotos: Steffan Maurhoff)
Stolz präsentieren sich die Wehrleute mit altem und neuem Gerät vor dem neuen Domizil. Vielleicht reicht das Geld noch für einen Übungsturm.