Acht Verletzte, ein Toter, zwei völlig zerbeulte Fahrzeuge. So sah das Szenario aus. Im Ernstfall soll alles Hand in Hand gehen. Zukünftige Rettungsassistenten übten mit Feuerwehrleuten aus Untergruppenbach und Weinsberg die technische Rettung und medizinische Intensiv-Versorgung.
Stefan Lang hat auf dem Sportplatz-Parkplatz in Untergruppenbach alles im Blick. Der organisatorische Einsatzleiter und Rettungsassistent hat das Drehbuch für die Abschluss-Übung der Schüler am Heilbronner Fachinstitut für Notfallmedizinische Aus- und Fortbildung (HEFA) geschrieben. Über 60 Leute sind an der Großübung beteiligt.
Auf einer verschneiten Landstraße bleibt ein Lastwagen liegen. Ein Auto rutscht unter den Auflieger, ein anderes Fahrzeug prallt beim Ausweichversuch frontal auf einen Baum. Rechtzeitig kann ein Krankenwagen bremsen, der einen Patienten mit offener Tuberkulose an Bord hat. „Auch die Kollegen werden praktisch gefordert“, weiß Stefan Lang, nicht nur die 20 Schüler.
Auch für den Untergruppenbacher Feuerwehrkommandant Timo Hägele ist die realistische Unfalldarstellung eine wichtige Übung, um mit dem Rettungsdienst zusammenzuarbeiten. Selbst die Unfallopfer sind perfekt geschminkt: blutende Wunden, blasse Gesichter, blaue Lippen. Vorsichtig quetschen sie sich auf die Sitze. Achtung: Hier liegen noch Glassplitter.
„Können wir anfangen?“, ruft Lang. Ja. Im Minutentakt treffen Krankenwagen und Feuerwehrfahrzeuge ein. „Hilfe, mein Bruder ist da drin“, ruft eine völlig verzweifelte Frau. Cool bleiben, den Überblick nicht verlieren. Die Einsatzkräfte müssen auch den psychischen Belastungen stand halten. Hand in Hand arbeiten die 19 Feuerwehrleute aus Untergruppenbach und Weinsberg mit den HEFA-Schülern, Übungsbeobachtern und Rettungsdiensten zusammen.
„Sind Sie bei Bewusstsein?“, fragt ein Feuerwehrmann einen „Verletzten“? Er stöhnt, wimmert. Vorsichtig setzen die Männer den Spreizer an der Tür an: Das Blech knirscht, sie lässt sich öffnen. Sie arbeiten stets auf Zuruf des „Notarztes“. Auch die eingedrückte Vorderscheibe wird entfernt. Dachholme brechen unter dem starken Druck der hydraulischen Rettungsschere.
Die zukünftigen Rettungsassistenten messen den Blutdruck, legen Infusionen, verabreichen Medikamente, beatmen schwer Verletzte. Der Beifahrer im ersten Auto wird für „tot“ erklärt und mit einer Decke zugedeckt. Matthias Wiegand notiert als organisatorischer Leiter des Rettungsdienstes acht Verletzte, vier davon schwer. Für den Lkw-Fahrer mit „Wirbelsäulen-Symptomatik“ fordert er einen Flieger an.
Stefan Lang zieht ein positives Fazit nach zweieinhalb Stunden: „Es bedarf aber viel Übung, um das Szenario an Opfern abzuwickeln.“ Kommandant Hägele spricht von einer gelungenen Übung bei der Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst. Natürlich seien die Absolventen noch nicht so routiniert gewesen wie die „Profis“.
Fotos: Andreas Veigel
Hand in Hand arbeiten auch die Weinsberger Wehr und die Rettungskräfte zusammen, um schnell den „Schwerverletzten“ versorgen zu können.
Feuerwehrleute aus Untergruppenbach öffneten das Dach des Autos mit einer hydraulischen Rettungsschere