Nach den Festnahmen von zwei jungen Feuerwehrmännern als mutmaßliche Brandstifter in diesem Sommer wird in den Freiwilligen Feuerwehren über neue Wege diskutiert. Gerade beim Wechsel von der Jugend- in die aktive Feuerwehr sind neue Strukturen im Gespräch. Man überlege, jungen Aktiven einen Mentor an die Hand zu geben, „einen erfahreneren Feuerwehrmann, der sich um einen Jungen kümmert“, sagte Kreisfeuerwehrverbandsvorsitzender Reinhold Gall am Freitag. Es soll eine Vertrauensperson sein, an die sich die Nachwuchskraft jederzeit wenden kann und die auch „die Sprache der Jugend spricht“. Vielleicht könne man negative Tendenzen so früher erkennen.
Misstrauen vermeiden
Dass die Überprüfung derer, die zu den Wehren kommen, zu oberflächlich sei, weist Gall zurück. „Wir können nicht jedem mit Misstrauen begegnen, sonst kommt niemand mehr.“ Wer Vorstrafen habe, „wird nicht genommen“. Zwar wird von Anwärtern kein polizeiliches Führungszeugnis verlangt. Doch im Dorf kenne man die Menschen; einen guten Leumund müsse ein Anwärter haben. In seltenen Fällen habe man auch schon die Übernahme von Nachwuchskräften abgelehnt, wenn sie in der Jugendwehr durch fehlenden Teamwillen oder Verstöße gegen Weisungen aufgefallen seien.
Beim Wechsel in die aktive Wehr will man die Jungen künftig noch intensiver auf Pflichten, rechtliche Grundlagen und die Konsequenzen von Zündeleien hinweisen. Insgesamt seien es aber immer Einzelfälle. Gall: „Wir wollen kein Klima des Misstrauens in den Feuerwehren.“
Stolpersteine
In der Berufsfeuerwehr ist für Heilbronns Kommandant Eberhard Jochim die Gefahr deutlich geringer, dass Feuerwehrkräfte zündeln. „Im Hauptberuf haben sie genug Einsätze.“ Ausschließen könne man es nie. Bei den Freiwilligen Feuerwehren sieht Jochim es kritisch, Hürden für die Aufnahme zu erhöhen. Die Bewerberzahlen stagnieren. „Wenn sie ehrenamtlichem Engagement da weitere Stolpersteine in den Weg legen, wird es schwierig, noch genug Personal für eine leistungsfähige Freiwillige Feuerwehr zu bekommen.“
In der Bad Friedrichshaller Wehr ist man schon einen Schritt weiter. Nachdem im Mai ein 21-Jähriger nach einer Brandserie verhaftet worden war, wurde ein neues System eingeführt. Ältere Paten aus der Wehr kümmern sich inzwischen um vier neue Nachwuchskräfte, wie Kommandant Kurt Semen erläutert. Als Ansprechpartner, Vorbild und Vertrauensperson. Die ersten Eindrücke sind für Semen positiv.