Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

Suchergebnis löschen

Rasante Retter brauchen keine berittenen Boten

Landkreis Heilbronnvon Rolf Muth, HSt

Das Feuer schlägt meterhoch aus den Dachstühlen. Brackenheim brennt. Berittene Boten, die sogenannten Feuerreiter, holen Überlandhilfe aus Bietigheim und Bönnigheim. Vergebens. 111 Gebäude werden ein Raub der Flammen. Der 19. Mai 1691 geht als trauriges Kapitel in die Stadthistorie ein. Traurig, weil ein kleiner Kaminbrand im Wirtshaus reicht, um die Zabergäustadt in Schutt und Asche zu legen. Traurig aber auch, weil die Bürgerwehr nicht so richtig funktioniert. Anstatt sich an den Löscharbeiten zu beteiligen, retten viele Einwohner zuerst ihr Hab und Gut. Ohnehin - was hätte es gebracht? Der nahe Röhrenbrunnen führt kaum Wasser.

Heute? Einfach undenkbar. „Das Feuer von damals wäre nichts anderes als ein ganz normaler Zimmerbrand, der von den Kameraden ruck-zuck gelöscht würde - ohne Auswirkung auf die Umgebungsbebauung“, unterstreicht Harald Zeyer, Kommandant der Brackenheimer Feuerwehr, die fantastischen Möglichkeiten, die es im Löschwesen heutzutage gibt. Die Floriansjünger der Zabergäustadt feiern dieses Jahr Jubiläum. Zurzeit wird ihre 150-jährige Geschichte erarbeitet. Am Donnerstag, 12. März, wird eine Ausstellung zur Feuerwehrhistorie im Stadtarchiv eröffnet.

Gemeinschaftssinn Aber nicht nur die Brackenheimer wälzen die Ordner. Auch die Neckarwestheimer Feuerwehr unter der Leitung von Martin Gross wird 150 Jahre alt. Und Nordheims Wehr blickt mit ihrem Chef Karl Wehler auf den 100. Geburtstag. Der Gemeinschaftssinn, den man heute von den Floriansjüngern kennt, war vor dieser Zeit freilich nicht vorhanden. Feuerwehrdienst im Notfall zu leisten, war ein Muss. Beim Brand 1691 in Brackenheim etwa „ermunterte“ ein kaiserlicher Reiter die Bevölkerung mit Degen und Pistole, tatkräftig an den Löscharbeiten mitzuwirken.

Harald Zeyer weiß, dass sich die Bürgerwehren früher nach Zünften organisierten. Die Bauern etwa mussten Ochsenkarren samt den Wasserfässern herbeischaffen. Zimmerleute stellten die Steiger und brachten ihre Leitern mit. Im Winter mussten die Frauen heißes Wasser zubereiten und auf den Brandplatz tragen, damit die Spritzen nicht zufroren. Übungen? Kommandant Martin Gross aus Neckarwestheim lacht. Die gab es nicht. Entsprechend gering war die Effizienz beim Löschen. Harald Zeyer: „Früher brannte ein Haus nieder, nur die Nachbarhäuser wurden geschützt.“

Hohes Niveau Eine Ausstattung auf hohem Niveau, ein sehr guter Ausbildungsgrad und eine breit gefächerte Aufgabenfülle vom Löscheinsatz bis zur Personenrettung auf der Autobahn - so präsentieren sich die freiwilligen Feuerwehren heute. Freiwillig - Harald Zeyer und seine Kollegen Michael Gross sowie Karl Wehler denken, dass die gute Kameradschaft den Geist in dieser Gemeinschaft ausmacht und die Begeisterung, anderen Menschen zu helfen sowie auch die Faszination an einer rasant sich wandelnden Technik. Auch die Kommunen versuchen, dieser Entwicklung gerecht zu werden. Wer heute mit 20 Jahre alten Rettungsscheren und Spreizer zur Personenrettung aus einem Pkw anrückt, der scheitert womöglich an den verstärkten Türholmen moderner Fahrzeuge. Zeyer ärgert sich, dass bei Neubeschaffungen oft gelästert wird. „Das sind solche Leute, die aus irgendwelchen glücklichen Umständen eine Feuerwehr noch nicht gebraucht haben.“