Fünfzehn Tonnen bringt es auf die Waage. Ein Schwergewicht in jeder Hinsicht ist es und der ganze Stolz der Eberstädter Feuerwehr. Es wiegt viel, und es ist so vollgepackt mit technischem Gerät und so ausgestattet, dass es momentan zum Modernsten gehört, was im Landkreis Heilbronn im Einsatz ist. Der Stolz hat einen etwas sperrigen Namen: Hilfeleistungslöschfahrzeug, im Feuerwehrjargon kurz HLF genannt. Und weil das HLF 20 so umfangreich beladen ist und so viele Raffinessen hat, heißt es: üben, üben, üben.
Kabeltrommeln, Atemluftflaschen, Warnlichter: Das sind die Dinge, die der Laie auf Anhieb erkennt, wenn er sich das Innenleben anschaut. Und dann sind da jede Menge Fächer und Schubladen, mit deren Inhalt er nichts anfangen kann. Genauso wenig wie mit all den Apparaten und Gerätschaften, mit denen das Fahrzeug bis zum Anschlag bestückt ist. Klar, vieles davon gehört für einen gestandenen Feuerwehrmann zum Standardprogramm. Aber einiges ist auch für ihn Neuland.
„In den ersten sechs Wochen haben wir jeden Samstag von 8 bis 16.30 Uhr geübt, außerdem gab es gesonderte Maschinistenübungen“, sagt der Eberstädter Abteilungskommandant Dirk Zimmerling. Er weiß: „Manche waren zu Beginn erschlagen von dem Umfang.“ Inzwischen sei die Resonanz gut. Das Intensivtraining habe sich rentiert, all die neuen Sachen hätten seine Leute motiviert: „Einen Standard-Löschangriff und eine Standard-Technische-Hilfeleistung beherrschen sie inzwischen im Schlaf“, sagt der 33-jährige Chef.
Alarm Jetzt wird das 290 PS starke Gefährt im allwöchentlichen montäglichen Übungsbetrieb eingesetzt, „und jeder muss mal ran“. Drei Mal ist das HLF bisher regulär ausgerückt, wobei ein Alarm beim „Haus zum Fels“ ein Fehlalarm war. Einmal musste ein umgefallener und brennender Weinbergschlepper gelöscht werden. Bis auch wirklich bei jedem Feuerwehrmann jeder Handgriff sitzt, ist weiterhin das über 20 Jahre alte LF 8/6 mit im Einsatz.
Sein Nachfolger kann 1800 Liter Wasser mehr tanken – nämlich 2400 Liter. Das HLF 20 hat eine eingebaute Schaumzumischanlage. Früher musste die Apparatur außerhalb des Fahrzeugs aufgebaut werden. „Die Zeitersparnis ist jetzt groß“, sagt Mario Weller. Er war einer derer, die im sogenannten Beschaffungsausschuss monatelang überlegt, diskutiert und wieder überlegt haben: Was gibt es aktuell auf dem Markt? Was braucht die Eberstädter Feuerwehr an Ausstattung, und was braucht sie nicht? Was ist bezahlbar? Gekostet hat das HLF schließlich knapp 430 000 Euro – so viel wie ein Einfamilienhaus.
Eine Wärmebildkamera und ein Defibrilator hat die Feuerwehr nun genauso im Gepäck wie ein Nebellöschsystem. Der Vorteil laut Kommandant Dirk Zimmerling: „Wenn es nur in einem Zimmer brennt, muss man nicht gleich die ganze Wohnung fluten.“
Einen halben Kilometer lang sind in Summe die Schläuche an Bord: 300 Meter B-Schläuche und 210 Meter C-Schläuche.
Ein Novum ist der Lichtmast auf dem Dach, der automatisch ausgefahren und gedreht werden kann. „So kann zum Beispiel in der Nacht ein Unfall gleich ausgeleuchtet werden. Früher musste man das Licht separat aufbauen“, sagt Zimmerling. Dafür ging Zeit drauf, die im Notfall wertvoll sein kann.
Handlich Statt der schweren Hydraulikaggregate, an denen früher vier Männer zu schleppen hatten, gibt es nun zwei kleine, handliche. Am Display im hinteren Teil des HLF kann man die Schaumzumischanlage steuern, sehen, wie viel Wasser noch im Tank ist oder das Fahrzeug starten und ausschalten.
Der Stolz der Eberstädter hat Neugierige auf den Plan gerufen. Zimmerling: „Es waren schon andere Wehren da und haben sich informiert.“
Bild 1: Dirk Zimmerling und Mario Weller (rechts) gewähren einen Blick ins Innenleben des HLF 20. Mit den Gerätschaften wird fleißig geübt.
Bild 2: Eric Bräuninger im Mannschaftsraum. Das neue, 290 PS starke Hilfeleistungslöschfahrzeug ist der ganze Stolz der Eberstädter Feuerwehrleute. Drei Mal ist es bisher ausgerückt. Seit Mai ist es da.Fotos: Dennis Mugler