Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Probleme mit den Chefs kommen vor

Möckmühlvon Manfred Stockburger, HSt

Wer bei der Feuerwehr mitmacht, rückt auch während der Arbeitszeit aus. Mancher bekommt dann Ärger mit dem Vorgesetzten, erzählt Möckmühls Kommandant Uwe Thoma im Gespräch mit Heike Kinkopf. Aber: Es gibt auch Chefs, die selbst alles stehen und liegen lassen, um zu helfen. Drei werden jetzt ausgezeichnet.

Herr Thoma, warum wird jemand Feuerwehrmann oder -frau?

Uwe Thoma: Um Menschen, welche in Not geraten sind, zu helfen sowie Hab und Gut zu schützen. Wer zur Feuerwehr geht, trägt auf jeden Fall ein Helfer-Gen in sich.

Familien, die Hab und Gut durch ein Feuer verlieren, Tote auf der Autobahn - wie verarbeiten Sie das?

Thoma: Die Kameradschaft unter uns, die meiner Erfahrung nach in keinem Verein derart stark ausgeprägt ist, hilft bei der Verarbeitung. Und trotz all der belastenden Situationen steht für uns im Mittelpunkt, dass unsere Hilfe gefragt ist.

Ein Problem bereitet vielerorts die Tagespräsenz, sprich: Tagsüber arbeiten die Kameraden außerhalb und fehlen, wenn's brennt.

Thoma: Das ist bei uns in Möckmühl (noch) kein Problem. Knapp 50 Prozent unserer 62 aktiven Feuerwehrleute lassen auch bei Alarm am Tag alles stehen und liegen und eilen zur Hilfe. Diese Tagespräsenz zu gewährleisten, ist uns natürlich sehr wichtig.

Deshalb muss Ihnen ja auch daran gelegen sein, dass die Feuerwehrmänner und -frauen, die am Ort beschäftigt sind, auch tatsächlich ihren Betrieb verlassen dürfen. Bekommt der eine oder andere da nicht manchmal Ärger im Betrieb?

Thoma: Es kommt schon mal vor, dass jemand Probleme mit dem Chef bekommt. Wir haben etwa 80 Einsätze im Jahr, das heißt: Wir rücken somit in der Woche im Schnitt 1,5-mal aus. 70 Prozent dieser Einsätze fordern uns tagsüber.

Mit welcher Konsequenz für den Arbeitnehmer?

Thoma: Als wir einmal drei Mal in einer Woche ausrücken mussten, bekam einer von unseren Männern von seinem Vorgesetzten zu hören: „Wenn du ein viertes Mal weg musst, brauchst du hinterher nicht wiederzukommen." In solchen Fällen, die aber wirklich selten sind, suche ich als Kommandant das Gespräch mit dem Arbeitgeber.

Vor diesem Hintergrund bekommt die Auszeichnung Bedeutung, die in knapp einer Woche an drei Firmeninhaber geht.

Thoma: Ja. Drei Firmenchefs erhalten vom Deutschen Feuerwehrverband die Auszeichnung „Partner der Feuerwehr". Das sind: Holzbau Zipperlein, Schreinerei Stammer und Metzgerei Bären.

Womit haben die drei das verdient?

Thoma: Sie werden ausschließlich für ihre Einsatzbereitschaft ausgezeichnet. Alle drei Geschäftsinhaber gehören selbst zur Feuerwehr. Das heißt: Sie waren und sind jederzeit bereit, alles stehen und liegen zu lassen und nehmen damit wirtschaftliche Schädigungen in Kauf.

Nennen Sie mal ein Beispiel.

Thoma: Einer muss urplötzlich ein Beratungsgespräch abbrechen auf die Gefahr hin, dass der Kunde zur Konkurrenz geht. Ein anderer lässt zum Beispiel seine Belegschaft im Betrieb zurück, der er gerade erklären wollte, was als nächstes ansteht. Dass die Mitarbeiter vielleicht zwei Stunden herumstehen, weil der Arbeitsauftrag nicht klar ist, nimmt er in Kauf. Mitunter geht den Firmenchefs bares Geld durch die Lappen. Diese Einsatzbereitschaft ist ganz und gar nicht selbstverständlich und gehört anerkannt.

Bild: Uwe Thoma hält das Schild hoch, mit dem vor einem Jahr die Volksbank ausgezeichnet worden ist, und das nächste Woche drei weitere Firmen in Möckmühl als Anerkennung ihrer Einsatzbereitschaft bekommen. (Foto: Heike Kinkopf)