Es ist kurz nach halb neun am Morgen. Die Klasse 10c zeichnet gerade die Mona Lisa. Plötzlich füllt sich der Flur mit schwerem Qualm. "Sehr nervös" sei sie gewesen, als an der teilweise verglasten Tür immer mehr Rauch vorbeizieht, erzählt später Lehrerin Cristina De Filippo. Von der Straße aus sieht man ihn aus einem Zimmer im ersten Obergeschoss durch das Fenster nach außen dringen. Die Schüler der 10c im Raum nebenan öffnen die Fenster und halten eine große rote Karte raus: Das Zeichen für unmittelbare Gefahr.
Nicht eingeweiht Was sie nicht wissen: Es ist alles eine Übung. Die Schule probt den Ernstfall und weder Lehrer noch Schüler sind eingeweiht. "Wir wollten alles so realistisch wie möglich machen", sagt Schulleiter Wolfgang Neumann. Indes scharen sich die Klassen auf den drei Sammelplätzen bei der Schule. "Wir haben gerade einen Film geschaut", sagt die 10-jährige Jacqueline aus der fünften Klasse. Dann sei auf einmal der Alarm losgegangen. "Wir sind dann schnell durch den Notausgang nach draußen gegangen", erzählt sie weiter.
Inzwischen ist die Feuerwehr eingetroffen und positioniert ein Auto vor dem Fenster. Die Drehleiter setzt sich in Bewegung. "Bisher läuft alles reibungslos", bewertet der Schulsicherheitsbeauftragte Siegfried Schwarzer die Lage. Innerhalb von 15 Minuten rettet die Feuerwehr die 21 Schüler aus dem Klassenzimmer. Nicole Frey wurde gerade mit einer Freundin auf der Drehleiter heruntergebracht. "Es war sehr aufregend, am Anfang wussten wir gar nicht, was los ist", erzählt die 15-Jährige erleichtert. Als letzte wird schließlich Lehrerin De Filippo jubelnd von ihren Schülern in Empfang genommen. Außer der 10c werden noch zwei weitere, weniger gefährdete Klassen aus dem Obergeschoss evakuiert. "Zehn Minuten nachdem der Alarm ausgelöst wurde, konnten wir mit der Menschenrettung beginnen", sagt der Stadtkommandant Martin Kuhmann. Seine Leute waren über den Zeitpunkt der Übung nicht informiert. Deshalb war der Einsatz auch für sie ein wichtiger Test. Ganz unvermittelt traf es die Elternbeiratsvorsitzende Silvia Weiß, als eine besorge Mutter bei ihr anrief. "Ich bin dann sofort hergefahren", erzählt sie.
Gut gerüstet Die Verständigung mit den Eltern ist eine der wenigen Schwachstellen an diesem Tag. Diese aufzudecken, "war ja auch Sinn der Sache", sagt Neumann. Man habe auch erkannt, dass eine Menschenmasse auf der Sammelstelle direkt an der Straße die Feuerwehr behindern könnte. Aus Sicht der Feuerwehr sind außerdem die Fenster zu schmal. Dennoch zeigen sich die Verantwortlichen im Anschluss an die Übung sehr zufrieden. "Die Kommunikation hat wunderbar geklappt", sagen sowohl Neumann als auch Kuhmann. Für den Ernstfall sei man auf jeden Fall gut gerüstet.
Bild: Die Feuerwehr rettet die 21 Schüler mit der Drehleiter aus dem ersten Obergeschoss. Diese wussten nicht, dass es sich um eine Übung handelt. (Foto: Renée Ricarda Billau)